Havanna

Havanna – Die letzten Tage der Oldtimer

Havanna

Jeden Morgen stellt sich Jorge die gleiche Frage: Springt er an oder nicht? Schließlich hängt seine Existenz von den Launen des Motors ab. Jorge gehört zu den wenigen Unternehmern im sozialistischen System.

 Touristen finden die alten Amischlitten nostalgisch, und überall zücken Sie ihre Kameras, um diese Zeitzeugen auf den Film oder Speicherchip zu bannen. Jorge ist stolzer Besitzer eines Chevrolet Bel Air Baujahr 1957. Eine gewisse Hassliebe verbindet ihn mit seinem fahrbaren Untersatz. Denn schließlich lässt ihm das System keine andere Wahl. Ein einfacher Genosse darf eigentlich kein Auto besitzen, denn die Menschen sollen ja schließlich alle gleich sein auf der Karibikinsel.

Aber es gibt eine Ausnahme: Autos, die vor der Revolution 1959 nach Kuba kamen, sind erlaubt. Und dieser sozialistischen Logik verdanken wir dieses Reservat für ausgestorbene amerikanische Autos.

Kuba, HavannaDer Motor ist angesprungen und ich fühle mich wie ein König, als ich in dem altersschwachen Schlitten Platz nehme. Auf den Spuren von Hemingway möchte ich mit Jorge Kubas Hauptstadt etwas näher unter die Lupe nehmen.

Man nannte sie einst die „Krone der Karibik“, und sie gewinnt mehr und mehr vom alten Glanz zurück. Und immer mehr Touristen kommen, aus welchen Gründen auch immer. Auch das Interesse des Literaturnobelpreisträgers Ernest Hemingway erwachte in den späten 20er Kuba, HavannaJahren, als er von Florida aus herüberschipperte, um zu fischen. Die zwanglose und sinnliche Atmosphäre Kubas gefiel ihm so gut, dass er sich 1939 in Havanna niederließ.

Über ein Jahr lebte er in dem Hotel „Ambos Mundos“, Zimmer 511, das wir uns als erstes anschauen wollen. Der Raum ist ausstaffiert mit einer alten Schreibmaschine und Magazinen aus den 30er Jahren.

Seit die UNESCO den historischen Kern der Stadt zum Weltkulturerbe erklärte, hat sich einiges getan, oder man versucht es zumindest. Sanierungsmaßnahmen wurden eingeleitet, die Kuba, Havannaallerdings Anfang der 90er Jahre ein abruptes Ende fanden. Das Land erlebte durch die politischen Veränderungen in Osteuropa seine schwerste Wirtschaftskrise. Es war einfach kein Geld für die Erhaltung der Altstadt übrig. Das tropische Klima und den Zahn der Zeit nagten weiter an der maroden Bausubstanz. Viele Gebäude stürzten einfach ein. Tatsache ist, dass immer noch ein großer Teil der Gebäude baufällig und einsturzgefährdet ist. Nur langsam entfaltet sich die alte Pracht wieder.

Mit ihren Kolonnaden und Arkaden, den filigranen Zierbalkonen und maurisch anmutenden Glasverzierungen bietet die Altstadt ein fast irreales Flair. Wir sind mit unserem Chevrolet auf Kuba, Havannader Suche nach der „geistigen Nähe“ von Ernest Hemingway. Und die finden wir in der „Bodeguita de Medio“. Dort trank Hemingway seinen berühmten „Mojito“. Ein Esslöffel Zucker, eine Handvoll Minzeblätter, einen Schuss Limonadensaft, Sodawasser und Rum – nur zehn Sekunden braucht der Barkeeper, um den Drink zu mixen. Akkordarbeit ist angesagt, denn Havanna-Touristen sind im ständigen Hemingway-Rausch. Abend für Abend stürmen Hunderte seine Lieblingskneipe. Ob man allerdings hier einen überteuerten Mojito für 5 Euro zu sich nehmen muss, sollte jeder selbst entscheiden. Tatsache ist, dass man nur wenige Straßen weit entfernt  im „Café de Paris“ für den halben Preis das gleiche Getränkt, ebenso liebevoll gemixt, serviert bekommt.

Karibische Partystimmung steigt jeden Abend, immer dann, wenn ein Kanonenschuss von der Festung La Cabaña an der Hafeneinfahrt in das bunte Treiben von Havannas Altstadt hallt. Dann beginnt auf Plätzen und in den Straßen zwischen Plaza de la Cathedral und dem Malecón Lebensfreude pur. Die Habañeros feiern sich, ihre Stadt  und den Moment. Denn an die Zukunft denkt man nicht gern. Das hat Zeit. Überleben heißt die Devise, langfristige Planung gilt eher als Fremdwort.

Kuba, HavannaDas einzige, was es in Castros Kuba im Überfluss gibt, sind die hübschen und selbstbewussten Frauen. Trotz aller Verbote trifft man sie überall; in der Altstadt und in den Touristenbars sowieso.

Aber man sollte vorsichtig sein, und nicht alle als Jineteras, so werden die Prostituierten Kubas genannt, zu bezeichnen, nur weil ihr Outfit so sexy ist. Knapp der glänzende Body, Stöckelschuhe und jede Bewegung, jeder Hüftschwung aufreizend und eindeutig provokativ – so laufen die Kubanerinnen eben durch Havanna.

Dort, wo einst die Reichen und Schönen Geld und Verstand verspielten, wird man Schritt für Schritt mit Havannas Vergangenheit konfrontiert. Wir fahren über uraltes, holpriges Kopfsteinpflaster, vorbei an hohen Portalen, und blicken in von Säulen gerahmte Innenhöfe. Und dann kommen wir endlich zum marmorschweren und säulengewaltigen Capitol, auf dessen Vorplatz liebevoll polierte Buicks, Chevies und andere Oldsmobile parken. Es handelt sich meistens um Taxis, die legal oder illegal Fahrgäste zu den unterschiedlichsten Orten befördern.

Kuba, HavannaAber es sind weniger geworden, und machen so langsam Ladas und westlichen Autos Platz. Hier und da entdeckt man in Havannas Hinterhöfen noch kleine Werkstätten, in denen aus einem Schrotthaufen wieder ein Auto wird. Ersatzteile gibt es schon lange nicht mehr, und so ist Improvisationstalent gefragt. Da kommt die Wasserpumpe schon mal aus der Tschechoslowakei oder das Differenzial aus Spanien. Was man gar keine andere Möglichkeit mehr hat, werden die Teile in aufwendiger Handarbeit nachgebaut. Wem das Angebot an alterschwachen Fahrzeugen nicht reicht, der sollte das Oldtimer-Museum besuchen, das sich im ehemaligen Regierungspalast befindet.

Wir kurven durch Habana Vieja, der Altstadt Havannas. Gasse für Gasse, Platz für Platz geschmückt mit prächtigen Bauten verschiedener Epochen – dazu überall Musik. Das lebenspralle Monument ist ein Beweis für den jahrhundertelangen, fast ununterbrochenen Aufstieg der Stadt zu einer der einst reichsten Städte Amerikas. Auf Schritt und Tritt begegnen uns Zeugen aus Kubas Zeit als größter Zuckerlieferant der Welt: Prachtvolle Adelspaläste mit langen Holzbalkonen, fürstlichen Portalen und hohen Holztüren.

Kuba, HavannaHistorie und kubanische Lebensfreude auch auf den zahlreichen Plazas, wie zum Beispiel dem Plaza de la Catedral. Der wohl schönste Platz Havannas wird beherrscht von der barocken Muschelkalkfassade der Kathedrale. Der Kirchenbau wurde 1748 von dem später vertriebenen Jesuitenpater begonnen und von der spanischen Kolonialregierung 1789 fertig gestellt. Bis zum Jahr 1898 ruhten hier auch die Gebeine von Christoph Kolumbus. Im ehemaligen Palast des Grafen von Aguas Claras befindet sich heute das beliebte Restaurant „El Patio“, wo man vorzüglich kreolisch speisen kann.

Gleich um die Ecke der Plaza de Armas, dem ältesten Platz Havannas. Er wird von vielen sehenswerten Gebäuden eingerahmt, wie zum Beispiel dem Castillo de la Real Fuerza. Auf dessen Spitze prangt das Wahrzeichen Havannas, die Bronzestatue La Giradilla. Sie stellt Inés de Bobadilla dar, wie sie vergeblich auf ihren Ehemann Hernando de Soto wartet, der 1542 in Florida im Kampf mit Indianern starb.

Kuba, HavannaIrgendwann wird es auch in Havanna Nacht, und das ist für viele erst der Auftakt zum Feiern. Buntes Leben auf den Plätzen, Nachtschwärmer auf dem Malecon, und überall Musik in der Luft. Ich gönne mir den einen oder anderen Mojito, während Jorge in dieser Nacht mal wieder unter seinem Chevie liegt, um ein Leck im Kühler zu stopfen. Und das kann länger dauern…

Roland Jung

 

Infos:

Einreise:

Für die Einreise benötigen Sie einen mindestens noch sechs Monate gültigen Reisepass und eine Touristenkarte, die man direkt beim Reiseveranstalter oder am Flughafen bekommt (25 Euro).

Anreise:

CONDOR fliegt im Sommer 2015 immer montags, mittwochs und freitags ab Frankfurt (FRA) nach Havanna (HAV) auf Kuba. Der günstigste Oneway-Komplettpreis für Condor Flüge nach Havanna beträgt im Sommer 2015 ab 359,99 Euro in der Economy Class, ab 459,99 Euro in der Premium Economy und ab 749,99 Euro in der Business Class.

CONDOR fliegt im Winter 2015/2016 immer montags, mittwochs, donnerstags und freitags ab Frankfurt nach Havanna. Für die Anreise nach Frankfurt können bei CONDOR Anschlussflüge mit Lufthansa ab vielen deutschen Flughäfen ganz praktisch dazugebucht werden (ab 70 Euro pro Person und Strecke). Außerdem bietet CONDOR auch günstige Bahn-Tickets für die Anreise nach Frankfurt an (29 Euro pro Person und Strecke).

Die Ausstattung der gesamten Condor Langstreckenflotte mit einer neuen Kabine mit modernen Sitzen und In-Seat-Entertainment in allen Klassen wurde im Sommer 2015 abgeschlossen. Der one-way Preis liegt in der Economy Class ab 399,99 Euro, inklusive aller Steuern und Gebühren, in der Premium Economy Class, die 15 cm mehr Beinfreiheit, ein Premium Menü und viele weitere Extras bietet, ab 549,99 Euro (one-way, inkl. aller Steuern und Gebühren).

Ein besonderes Augenmerk verdient die ebenfalls neue ”Business Class”. Hier genießt man ab einem one-way Komplettpreis ab 1099,99 Euro (inkl. aller Steuern und Gebühren) unter anderem größeren Sitzkomfort mit Angled Lie-Flat Sitzen mit 1,80 m Liegefläche, erhöhtes Freigepäck, ein fünfgängiges Menü mit drei Hauptgängen zur Auswahl, Check-In am separaten Schalter und vieles mehr. Außergewöhnliches für alle Gäste, die auf Komfort und Atmosphäre besonderen Wert legen.

Für die Anreise nach Frankfurt können bei Condor Anschlussflüge mit Lufthansa ab vielen deutschen Flughäfen ganz praktisch dazugebucht werden (ab 70 Euro pro Person und Strecke). Außerdem bietet Condor auch günstige Bahn-Tickets für die Anreise nach Frankfurt an (ab 29 Euro pro Person und Strecke).

Infos und Buchungen unter www.condor.com

Landeswährung:

Als Tourist bezahlen Sie mit Peso Convertible oder in einzelnen Urlaubsregionen auch mit EURO. Der Peso Convertible (CUC) kann in den Wechselstuben, Banken und Hotelrezeptionen problemlos z.B. gegen Euro oder per Kreditkarte getauscht werden. Der Umtausch-Kurs entspricht den internationalen Wechselkursen auf Basis des US-Dollars im Verhältnis von ca. 1 zu 1. Einfuhr und Besitz von US-Dollar sind weiterhin gestattet. Für den Bargeld-Umtausch von US-Dollar in Peso Convertible wird eine Umtauschsteuer von 10% erhoben.

Trinkgeld:

Trinkgeld sollte man in Peso Convertible oder Euro geben. In Touristenrestaurants sind 1 oder 2 pro Rechnung angebracht.

Impfungen:

Impfungen sind bei der Einreise nach Kuba nicht vorgeschrieben.

Reisezeit:

Die Tagestemperaturen liegen das ganze Jahr über zwischen 26 und 32° C. Trockenzeit von November bis April. In der übrigen Zeit kann es ab und zu mal kurze aber heftige Regenschauer mit hoher Luftfeuchtigkeit geben.

Essen und Trinken:

Kuba ist nicht gerade ein Land, um kulinarisch im siebten Himmel zu schweben. Noch vor wenigen Jahren fand man auf den Speisekarten nicht viel mehr als Hühnchen, Schweinefleisch und Reis mit schwarzen Bohnen. Das hat sich zum Glück ein klein wenig geändert. Da gibt es leckere Eintöpfe, und nicht zu vergessen Fisch und Langusten. Letztere bekommt man in den kleinen Strandrestaurants schon für 8-10 Euro.

Kubas Nationalgetränk, der Mojito, besteht aus Limettensaft, frischen Minzeblättern, Zucker, Rum und Sodawasser. Ein Genuss! Biertrinker können unter verschiedenen Sorten wählen. Besonders lecker sind die frisch gepressten Fruchtsäfte, die fast überall angeboten werden.

Kaffeetrinker sollten den café cubano probieren, der in kleinen Tassen schwarz und gezuckert serviert wird.

Weitere Infos:

Kubanisches Fremdenverkehrsbüro

Botschaft der Republik Cuba

Stavangerstr. 20

10439 Berlin

Tel.: 030-44719658

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Website: www.cubainfo.de