Dinkelsbühl

Franken:

Dinkelsbühl, ein starkes Stück Deutschland

DinkelsbühlVom unehrenhaften Beruf eines Nachtwächters zu Menschen mit pfiffigen Ideen, einem kleinen couragierten Mädchen und Maler – die von München aus mit dem Rad in die mittelalterliche Altstadt kamen

 

Von Gerd Krauskopf

 

Nachtwächter, ein unehrenhafter Beruf, der im Mittelalter gleich hinter dem Henker oder Scharfrichter und dem Totengräber kam.

So erzählt es der heutige Nachtwächter Bernhard Michel seinem aufmerksam zuhörenden Publikum in dieser rabenschwarzen Nacht in den gepflasterten Gassen von Dinkelsbühl. Dabei beginnt er – ausgerüstet mit Hellebarde, Laterne und Horn – mit einem Lied, dass Gott wachen und schützen möge, damit alle eine gute Nacht haben. Und dann tutet er kräftig in sein Horn. DinkelsbühlHier und da reichen ihm die Gastwirte ein Gläschen Wein, das er auch gerne in die Runde weiterreicht. Dabei drehte früher der Nachtwächter die ganze Nacht über seine Runden durch die dunklen Gassen. Weckte praktischerweise um zwei Uhr die Bäcker und um drei Uhr die Metzger auf. Bemerkte er jedoch einen Brand in den eng bebauten Gassen, dann riss der mächtige Klang seines Hornes die Menschen aus dem Schlaf und alle Männer stürzten aus dem Haus, um zu löschen. War alles ruhig, konnte er selbst um fünf Uhr – wenn für die meisten Menschen der Arbeitstag begann – zu Bett gehen.

 

Dass die Stadt noch heute so gut erhalten ist, verdankt sie dem beherzten Eingreifen der Türmerstochter Lore im Dreißigjährigen Krieg. 1632 wurde der katholische Rat von den schwedischen Eroberern im Namen König Gustav Adolfs abgesetzt. Der Überlieferung nach hat das kleine couragierte Mädchen dermaßen beeindruckt, dass die schwedischen Krieger Milde walten ließen und Dinkelsbühl vor Plünderung und Brandschatzung bewahrte. Zum Dank feiert Dinkelsbühl die Stadt noch heute alljährlich die "Kinderzeche". Auch blieb die historische Altstadt durch glückliche Fügung von allen Kriegseinwirkungen verschont. So konnte man nach 1945 auf dem Gebiet des Tourismus an die Vorkriegsjahre anknüpfen. Zusammen mit den Nachbarorten Rothenburg, Feuchtwangen und Nördlingen, bildet Dinkelsbühl das "Herzstück" der Romantischen Straße. Ein unversehrt gebliebenes Stadtbild von europäischem Rang ist bis zum heutigen Tag ein Anziehungspunkt für Gäste aus aller Welt. 

 

Und diese Gäste haben im Blick, dass das Stadtbild im bayerisch mittelfränkischen Landkreis Ansbach mit seinen prächtig renovierten Patrizierhäusern vom mächtigen spätgotischen DinkelsbühlMünster St. Georg überragt wird. Heute laden die Gassen – eingekreist von einer vollständig erhaltenen Stadtmauer – mit urbanem Leben zum Bummeln dank der schmucken Auslagen feiner Fachgeschäfte zum Stöbern ein.

 

Doch schon gegen Ende des 19. Jahrhunderts war das romantische Ensemble für Münchner Maler ein Anziehungspunkt. Sie hatten ihren Ateliers den Rücken gekehrt und die malerischen Winkel und Gässchen hier in Dinkelsbühl entdeckt. Gekommen sind sie mit ihren Fahrrädern, was zu dieser Zeit eine strapaziöse Reise gewesen sein muss. Das Haus der Geschichte Dinkelsbühl hat zwei ihrer nostalgischen Räder nebst einigen ihrer Bilder einen Sonderplatz gewidmet. Im "Weißen Ross" in der Steingasse, die damals als erste Straße in Dinkelsbühl gepflastert war, sind sie bei Frieda Klein untergekommen und teils wochenlang geblieben. Als dann 1895 in einer Münchner Zeitung ein Bericht über die Maler in Dinkelsbühl erschienen war, kamen sogar Maler aus Heidelberg und Berlin in die Stadt im Wörnitztal. Heute blättert Joachim Neuhäuser inDinkelsbühl einem Bildband mit Skizzen und Zeichnungen, die seine Großmutter Frieda in diesem Buch verewigt hat. Dabei hängen von Maler Fritz Hegenbarth Bilder in der Münchner Pinakothek, die er hier gemalt hat. Angespornt von solchen Ereignissen, hat Joachim Neuhäuser vor zwanzig Jahren selbst Malkurse in seinem heute noch existierenden "Weißen Ross" organisiert, an denen sogar Damen einer Malschule aus Tokio teilgenommen haben.

 

Verlässt man das mit Efeu berankte Künstlerhaus und flaniert durch die gepflasterten Gassen vorbei an gepflegten, mit Erdfarben verschieden gestrichenen Häusern, könnte jedes für sich ein Postkartenmotiv sein, in denen das Alltagsleben pulsiert. Auch stören keine Reklametafeln und Werbeschilder das Städtebild. Und mitten drin versetzen vier Alphornbläser vom EllwangerDinkelsbühl Bergland-Echo auf dem Marktplatz gegenüber dem Münster St. Georg ein staunendes Publikum in Alpenstimmung. Nach diesem gedanklichen Abstecher zurück in Dinkelsbühl geht es hinüber zum Rothenburger Tor mit dem über der Durchfahrt befindlichen Foltergewölbe und den Hexenstuben. Gleich anschließend außerhalb der Stadtmauer liegt der Rothenburger Weiher, in dem wie in vielen anderen Teichen auch die für Dinkelsbühl bekannten Karpfen aufwachsen. Schlendert man weiter an der Mauer entlang bis zur Koppengasse, so steht man staunend vor einer gerade wieder neu eröffneten Jugendherberge, die mit wunderschönem Fachwerkcharme zu einer der schönsten Jugendherbergen Deutschlands gezählt wird. Am Abend lässt man sich dann in einem der urgemütlichen Lokale sein fränkisches Schäufele oder einen gut zubereiteten Karpfen mit fränkischem Bocksbeutel oder einem gut gekühlten Bier schmecken. Dabei klingt unüberhörbar das Horn von Nachtwächter Bernhard Michel.

 

Weitere Informationen: 

 

Tourismusverband Franken e.V., Wilhelminenstraße 6, 90461 Nürnberg, Telefon: 0911/94151-0, www.frankentourismus.de

 

Dinkelsbühl befindet sich an der Bundesstraße 25 und in der Nähe der Bundesautobahnen 6    und 7   (A 6 Ausfahrt Dorfgütingen, A 7 Ausfahrt Dinkelsbühl/Fichtenau).

Haus der Geschichte Dinkelsbühl, Altrathausplatz 14, 91550 Dinkelsbühl, Tel: 09851/902-180, Öffnungszeiten: Mai bis Oktober Montag bis Freitag von 09:00 Uhr bis 18:00 Uhr, an Samstagen, Sonn- und Feiertagen von 10:00 Uhr bis 17:00 Uhr, November bis April täglich von 10:00 Uhr bis 17:00 Uhr, www.hausdergeschichte-dinkelsbuehl.de

 

Restaurant "Weißes Roß", Steingasse 12, 91550 Dinkelsbühl, Tel. 09851/579890, www.hotel-weisses-ross.de 

 

Übernachtein Dinkelsbühl zum Beispiel im Hotel Hezelhof, Segringerstrasse 7, 91550 Dinkelsbühl, Tel. 0985/555420, DZ ab 129 Euro, www.hezelhof.com

 

Flair Hotel Weisses Ross, Steingasse 12, 91550 Dinkelsbühl, Tel. 09851/579890, DZ ab 88 Euro, www.hotel-weisses-ross.de

 

Hotel Eisenkrug, Dr.-Martin-Luther-Str. 1, 91550 Dinkelsbühl, Tel. 09851/5770-0, DZ ab 80 Euro, www.hotel-eisenkrug.de

 

Touristik Service Dinkelsbühl, Altrathausplatz 14, 91550 DinkelsbühlTel. 098 51/902-440, www.tourismus-dinkelsbuehl.deDiese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!