Ile d’Oléron

Ferieninsel des guten Geschmacks


Frankreich, Ile d’Oléron

Austern, Fische, Krustentiere und Muscheln - das ist das Synonym für die Ile d’Oléron, die größte Insel Frankreichs im Atlantik.

Vor der drei Kilometer langen Brücke, die das Festland mit der auch unter Deutschen beliebten Ferieninsel verbindet, hat sich eine kilometerlange Autoschlange gebildet, die sich nur schleppend fortbewegt. Einen Vorgeschmack darauf, was den Reisenden an kulinarischen Genüssen erwartet, geben an der Straße von Marennes, zwischen La Rochelle und Bordeaux gelegen, die bunten Häuschen mit der Aufschrift Huitres (Austern) und Homards (Hummer). Vom Viadukt hat man einen herrlichen Blick auf den Atlantik und kann die ersten Austernbänke erblicken. Die frische Seeluft verbindet sich mit dem salzigen Geruch nach Meer. 
In Le Chateau, dem ersten größeren Ort, findet sich der Urlauber in einem Geflecht von Altstadtgassen wieder - alles Einbahnstraßen, was bei der Enge kein Wunder ist. Der tägliche Markt (außer Montag) ist gerade zu Ende, und der Verkehr wird über den Marktplatz umgeleitet. In der hübschen Markthalle und drum herum herrscht lebhaftes Treiben. An den Ständen warten die Kunden geduldig, bis sie an der Reihe sind. Es gibt alles, was das Herz begehrt: Der Bäcker hat neben dem landesüblichen Baguette verschiedenerlei Körnerbrot und leckere Kuchen. Beim Metzger gibt es eine reiche Auswahl an Fleisch- und Wurstsorten. Der Käsehändler hat ein riesiges Sortiment regionaler Erzeugnisse und die dazu passenden Konfitüren. Bei den Fischhändlern wird ein Querschnitt der Fangergebnisse aus dem Meer geboten. Die Obst- und Gemüsehändler vor allem vor der Halle haben die gesamte Bandbreite der Saison: beispielsweise Erdbeeren, Melonen, Artischocken und Spargel. Das ist nicht nur fürs Auge schön anzusehen, sondern auch für den Gaumen ein wahres Geschmackerlebnis. Hier fühlt sich der Besucher wie im Schlaraffenland. 
Vor allem am Sonntag pulsiert an den Marktständen das Leben. Es sind an diesem Tag noch mehr Händler zugegen, um ihre Waren anzupreisen. Neben Lebensmitteln werden auch Kleidung, Schuhe und Taschen verkauft. Die ganze Bevölkerung scheint auf den Beinen zu sein. Man begrüßt sich herzlich - ein Küsschen auf beide Wangen - und unterhält sich angeregt. Die Einkäufe werden dann häufig im Café nebenan mit einem Espresso oder einem Gläschen Wein abgeschlossen. 
Apropos Wein: Es ist gerade Wein-Salon in der Zitadelle - welch ein passender Ort. 36 Weinhändler laden in vier Weinkellern ähnlichen Räumen zur Degustation ein. Die Aussteller stammen aus ganz Frankreich. Vom Elsass bis Bordeaux ist alles vertreten. Die mehrtägige Veranstaltung erfreut sich kräftigen Zuspruchs. Die Besucher erhalten am Eingang ein Glas, das sie an den einzelnen Ständen füllen lassen können. Der Eintritt ist übrigens gratis. Es wird nicht nur probiert, gefachsimpelt und geplaudert, sondern auch ordentlich geordert. 
Le Chateau hat sich in den vergangenen Jahren zu einem Künstler-Standort gemausert. Maler und Töpfer haben die einstigen Hütten der Austernfischer, die Cabanes, am Hafen in Beschlag genommen und gediegene Ateliers eingerichtet. Dadurch hat das Städtchen eine Aufwertung erfahren, die auch dem Tourismus zugute kommt. In der Nähe der typischen, farbenfrohen Holzhütten befinden sich kleine Restaurants mit regionaler Küche wie Les Goélands. 
Die Region Marennes gilt als die Heimat der Austern. Die Zahl der Austernzüchter hat sich aufgrund ökonomischer Probleme von Jahr zu Jahr verringert. Die bekanntesten Austern sind die Fines de Claires, die an Ständen, in Feinkostgeschäften, Märkten und Restaurants der Insel in allen Größen erhältlich sind. 
Auch die Salzgewinnung gehört zum Alltag. Das fleur de sel genannte Salz eignet sich hervorragend zum Konservieren von Nahrungsmitteln wie Fleisch und Fisch, aber auch zum Kochen. Dieses Salz wird heute noch in extra dafür angelegten Becken im Meer gewonnen und auf der Ile d’Oléron in zahlreichen Läden in verschiedenen Varianten angeboten.

Frankreich, Ile d’Oléron

Nicht entgehen lassen sollte man sich eine Fahrt auf der Route des Huitres (Austernstraße) zwischen Dolus und Le Chateau. Die Straße schlängelt sich durch eine reizvolle, von früheren Kanälen und Salzgärten geprägte Landschaft. Immer wieder begegnen den Autofahrern Traktoren mit Anhängern, auf denen Austernkörbe gestapelt sind. Leuchtend bunte Fischerhütten säumen die Kanäle. Dort kann man die Austern direkt am Wegesrand kosten. Sie schmecken hervorragend zu einem Gläschen Weißwein oder Rosé und verkörpern geradezu die ideale Form von Gaumengenuss. Hinzu kommt, dass diese Delikatesse für unsere Verhältnisse auch noch preiswert ist. Ein Dutzend kostet an den Ständen ab 4,80 Euro. Da kann man sich getrost täglich eine Platte Austern leisten. Sie werden im Chez Mamelou am Priel serviert (von Juni an mittags geöffnet, nur mit Vorbestellung). Ein paar Kilometer weiter gibt es Eglade - in Kiefernnadeln gegrillte Miesmuscheln. Einfach perfekt. 
Mit den köstlichen Fischen, Muscheln und Meeresfrüchten harmonieren Landweine, deren Reben auf der Insel angebaut werden. Die Winzer und Kooperativen laden im Norden entlang der Transversale zu Weinproben ein. Als Aperitif eignet sich vorzüglich der für die Region typische Pineau des Charentes - eine Mischung aus einem Viertel Cognac und drei Viertel eines unvergorenen Traubensaftes. Er sollte gut gekühlt getrunken werden.

Frankreich, Ile d’Oléron

Zum Einkaufen und Bummeln kommen die meisten Urlauber in den geschäftigen Hauptort St-Pierre in der Mitte der Insel. Dort erhebt sich die “Laterne des Morts” (Totenlaterne), ein 23,55 Meter hoher Turm aus dem 12. Jahrhundert.

Frankreich, Ile d’Oléron

La Cotinière an der Westküste ist der Tummelplatz für Touristen. Sie schieben sich scharenweise durch die Einkaufsstraße, in der die üblichen Souvenirs von Meersalz über Seifen bis zu Tassen erstanden werden können. Direkt am Hafen gibt es diverse Fischgeschäfte, die eine reichliche, fangfrische Auswahl bieten. Etwas für Feinschmecker ist L’Assiette du Capitaine, in dem unter anderem der Muscheltopf oder der Fischrisotto zu empfehlen sind. 


Frankreich, Ile d’Oléron

Wer die Ruhe sucht, ist in St-Trojan-les-Bains am Südzipfel der Insel gut bedient. In einem Hotel wird sogar Thalassotherapie angeboten. Ansonsten beherrschen Hotels und Restaurants der gehobenen Klasse den Ort - in der ersten Reihe mit Meerblick und Sandstrand, versteht sich. Die Ruhe wird nur am Wochenende gestört, wenn der Petit Train (Kleine Zug) auf Schienen vom Bahnhof durch den Wald zur Küste und zurück verkehrt. 
Köstliche Speisen erwarten den Gast in Le Relais des Salines bei Grand-Village-Plage. Der Patron hat mehrere alte Fischerhütten saniert und dort ein Restaurant eingerichtet, das auf regionale Gerichte spezialisiert ist. Unter anderem stehen geräucherte Makrelen und gegrillte Dorade auf der Speisekarte. Kulinarischer Höhepunkt sind die warmen Austern, die mit Lauchgemüse und Weinsauce zubereitet sind. Da fällt der Abschied von der so außergewöhnlichen Ile d’Oléron wahrhaftig schwer.

Warme Austern mit Lauchgemüse und Weinsauce, eine Spezialität des Kochs von Le Relais des Salines.

Norbert Krauss





 

Infos: 



 

Ferienhausvermittlung:

Sigrid Saupe, Maison Nabra,

F 40290 Misson,

Tel. 0033/558/982150,

 www.sigrid-saupe.com.

 

 

Preisbeispiel:

Altstadthaus in Le Chateau mit fünf Räumen für sechs Personen ab 850 Euro pro Woche. 



Hotel: 



Les Jardins d’Aliénor in Le Chateau ist ein komfortables Hotel mit einem vornehmen Restaurant. L’Écailler in La Cotinière hat sehr gepflegte Zimmer und ein gutes Restaurant. 



Camping: 



Es gibt zahlreiche Campingplätze, beispielsweise Les Remparts in Le Chateaux. 



Restaurants: 



Auf der Ile d’Oléron kann man sehr gut speisen.

Urtümliche Gerichte inmitten belassener Natur werden in Le Relais des Salines bei Grand-Village-Plage gereicht. Ein Beispiel für gehobene Küche ist L’Assiette du Capitaine in La Cotinière. 



Besichtigung per Fahrrad: 



Die Insel hat 100 Kilometer Radwege. Fahrräder kann man sich kostengünstig ausleihen. 



Reiseführer: 



Marco Polo Französische Atlantikküste und ADAC Reiseführer Französische Atlantikküste plus Extra-Urlaubskarte. 



Weitere Informationen



über die Ile d’Oléron gibt es unter www.ile-oleron-marennes.com und www.ot-chateau-oleron.fr