Physiotherapeutin Lara hat begnadete Hände. Und die gleiten warmes Öl einmassierend im Dreivierteltakt über den Körper, finden alle neuralgischen Punkte. Ihr Tempo dabei so modulierend wie es die im Hintergrund laufende Walzermusik gerade vorgibt. Nach einer Stunde dieser „Wiener-Walzer-Massage“ im Spa-Bereich des Adria-Relax-Resorts Miramar sind die Strapazen einer harten Arbeitswoche vergessen. Die Musik hat die Gedanken schon fort getragen in die Zeit der österreichisch-ungarischen Monarchie, in der die Kvarner Riviera erblühte und als Opatja noch Abbazia hieß.
Damals priesen renommierte Mediziner wie der Wiener Stimmbandexperte Leopold Schröttner und der Chirurg Theodor Billroth das „heilende Aerosol in der Luft Abbazias“ als äußerst wertvolles therapeutisches Mittel für ihre Patienten. Billroth machte schließlich Abbazia gar zu seiner Heimat. Erlauchte Patienten wünschen für ihren Kuraufenthalt ein ebensolches Ambiente. So entstand hier in den 1860er Jahren ein adriatischer Vorgarten von Schönbrunn mit Wiener Cafehäusern, die Sachertorten und Cremeschnitten anbieten, Theatern, Casinos und Kurkonzerten.
Trotz weniger Bausünden aus sozialistischer Zeit besteht dieses herrschaftlich – mediterrane Flair bis heute fort. Wer in die Geschichte Opatijas eintauchen willst, wandert am besten den Lungomare in Richtung Lovran entlang - auf jener zwölf Kilometer langen Küstenpromenade, die 1996 zur Hommage an die einstige Blütezeit des Ortes nach dem österreichischen Kaiser Franz-Josef I benannt wurde. Ein Genuss: Die Luft voller Blütenduft, die noch milde mediterrane Frühsommersonne auf der Haut und eine nicht enden wollende Parade prächtiger Jugendstil-Villen vor Augen. Von denen erzählt so manche ihre ganz eigenen Geschichten. Die Villa Amalia zum Beispiel, 1890 als Dependance für die „besseren Gäste“ des ältesten Hotel Kvarner errichtet. Hier logierte die deutsche Kaiserfamilie ebenso wie die amerikanische Tänzerin Isadora Duncan, die hier von sich im Wind wiegenden Palmblättern im Park der Villa zu individuellen Choreografien inspiriert wurde. Adolf von Nassau wurde hier bei seinem täglichen Spaziergang zum Musikpavillon mit einer Zigarre von einem halben Meter Länge gesehen – eine Sonderanfertigung, die er in Auftrag gab, nachdem sein Kurarzt ihm nur noch eine Zigarre pro Tag zugestanden hatte. Trickreiche Umgehungen ärztlicher Empfehlungen - heute mangelnde Compliance genannt – gab es also damals auch schon. An einen der großen Ärzte jener Zeit, den weltberühmten Chirurgen Theodor Billroth, der zwei bis heute angewendete Operationstechniken der Magenchirurgie entwickelte, erinnert ein Relief am Fels: „Der große Chirurg und Freund Opatijas“. Eine Büste erinnert an Friedrich Schüler, der als Tourismuspionier, Generaldirektor der Südbahngesellschaft und Investor maßgeblich den mondänen Kurort Abbazia prägte. Man kann sich wunderbar treiben lassen auf dieser sonnenverwöhnten Promenade immer am Meer entlang, Straßenmusikanten lauschen, junge Menschen in historischen Kostümen fotografieren, die die Kulisse dieses Ausflugs in die K.u.K.-Epoche wunderbar abrunden. Wenn die Füße müde werden, bei einem Stück Sachertorte und einem großen Braunen im Cafe Wagner rasten – willkommen in Wien.
Am nächsten Morgen wieder auf dem Lungomare unterwegs, diesmal zum Fischerdörfchen Volosko. Dort warten kleine Schnellboote auf Touristen für einen abwechslungseichen Tagesausflug. Erste Station ist die Hafenstadt Rijeka, die im Jahr 2020 europäische Kulturhauptstadt werden will. Auch in deren Zentrum beeindrucken Prachtbauten wie das Nationaltheater „Ivan Zajc“. Der Fischmarkt überrascht mit prallvollen Auslagen und Artenvielfalt der hier offenbar noch reichen Fischgründe. An einem der Stände demonstriert Fremdenführerin Liliana, wie die Frauen früher mit der Haut von Katzenhaien Töpfe reinigten: Streicht sie mit einem Finger über die weiche Haut der einen Seite, wird die auf der anderen rau.
Auch die Ungarn wollten ihre Riviera haben. Und die fanden sie in Crikvenica mit seinem kilometerlangen, von Schatten spendenden Platanen gesäumten sandigen Strand Crni Mol, wo wir zum zweiten Mal von Bord gehen. Hier liegt das Tagesziel beim mediterranen Lunch auf der Terrasse des herrschaftlichen Hotels Kvarner Palace schon vor Augen, auf der Insel Krk. 20 Schnellbootminuten klimmt die Gruppe vom Hafen auf steilen Pfaden zum Weinbauort Vrbnik empor, wo der Besitzer des Weinguts Nada sie zu einer Weinprobe einlädt, begleitet von deftigem lokalem Schinken und aromatischem Schafskäse von der Insel Cres mit ihren Kräuterwiesen. Der Geschmack des nur hier angebauten Zlahtinas (Aussprache: Schlachtina) steht in krassem Widerspruch zu seinem eher martialisch anmutenden Namen: ein fruchtiger, mild-herber Sommerwein, der gut gekühlt am besten schmeckt.
Auch dieser Tag endet mit einem der köstlich-leichten mediterranen Menus von Miramar-Starkoch Arthur Berger: Muscheln Buzarra in Tomaten-Weißwein-Sauce, Rinderfilet und Garnelen mit mediterranem Gemüse, Kartoffelgratin und Olivenöl-Hollandaise, Feigen-Schokoladenmousse-Schnitte mit frischen Früchten. Eine Stunde des letzten Abends gehört noch einmal Lara und ihren begnadeten Händen: „Fit-for-Work-Massage“ lautet diesmal das Motto ihrer intensiven Bemühungen, die auf die besonders belasteten Zonen des viel am Computer Arbeitenden zielt: Nacken, Arme, Hände.
Uwe Junker
Anreise mit dem PKW:
z. B. ab München 550 km
Flugverbindungen:
German Wings ab Köln nach Rijeka-Krk
Croatia Airlines ab München nach Rijeka-Krk
Übernachtung:
Z.B. Adria-Relax-Resort Miramar, HR-51410 Opatija, Ive Kaline 11
Tel. (00385) 51 / 28 00 00
Fax (00385) 51 / 28 00 28
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Spezialarrangements wie z. B. Tanz- oder Herbstgenuss-Woche oder Aufenthalt in Kombination mit Anreise in dem traditionellen Kaiserwagen mit der Bahn ab Wien (jeweils ein Termin im Frühjahr und im Herbst)