Ostern in Peru
Ostern in Peru: Uralte Bräuche und Traditionen von Cusco bis Chachapoyas
So vielfältig wie das Land selbst sind auch die Osterbräuche in Peru. Geeint werden sie durch althergebrachte Traditionen, religiöse Inbrunst und Leidenschaft.
Von Isabell Böck
Die Osterfeiertage sind in Peru etwas ganz Besonderes, die Straßen im ganzen Land borden nahezu über an Glaube, Gefühl und Tradition. Viel mehr als hierzulande ist tiefe Religiosität die treibende Kraft hinter spektakulären Prozessionen und Ostermessen. Doch Peru wäre nicht Peru, eines der vielfältigsten Länder der Welt, wenn die Ostertraditionen nicht in jeder Ecke des Landes einen ganz eigenen Charakter einnehmen würden.
In der Inkastadt Cusco werden die Osterfeierlichkeiten mit besonderer Inbrunst begangen. Zu den wichtigsten Traditionen zählt die Prozession des Señor de los Temblores, eine Statue der Kreuzigung Jesu aus der Kathedrale von Cusco, von der man annimmt, dass sie die Folgen des Erdbebens von 1650 besänftigt haben soll. Edelmänner und Sklaven, Indios und Mestizen lagen sich einst im Angesicht der Christusstatue in den Armen, als das Erdbeben an Kraft verlor. Aber hunderttausende Gläubige sind heute Teil der Prozession.
Am Gründonnerstag, so will es der Brauch, wäscht der Bischof von Cusco 12 alten Bürgern die Fuße, so wie Jesus einst die Füße der Apostel gewaschen hat. Die ganze Karwoche hindurch setzen sich die Prozessionen fort, bis die Feierlichkeiten schließlich am Ostersonntag ihr Ende finden. Typischerweise isst man an diesem Tag in Cusco die traditionelle Süßspeise Manjar, eine Creme aus Milch und Karamell.
In Ayacucho, einer der religiösesten Städte Perus, gelten die Osterfeierlichkeiten als eine der wichtigsten Glaubensbekundungen des Jahres. Während den zehn Ostertagen ist die ganze Stadt in Bewegung, Bewohner und Besucher gleichermaßen tragen dazu bei, dass das Osterfest in Ayacucho neben dem in Sevilla zu den größten und intensivsten der Welt gehört und als spektakulärstes religiöses Fest in Peru gilt. Hier vermischt sich die andine Kultur auf einzigartige, magische Weise mit dem Katholizismus und hüllt die ganze Stadt in Farben, Traditionen, Bräuche und feierliche Stimmung. Prozessionen und religiöse Veranstaltungen gehören hier ebenso zum Osterprogramm wie Konzerte, Sport- und Kunstevents oder Tanzwettbewerbe. Der Höhepunkt der Feierlichkeiten ist eine wilde Party mit Feuerwerk bis in die frühen Morgenstunden in der Nacht zum Ostersonntag.
In Chachapoyas, Hauptstadt der Region Amazonas, findet die religiöse Hingabe in der Verehrung uralter Bilder Ausdruck. Vom Freitag vor der Karwoche bis zum Karsamstag werden in den Kirchen der Stadt Kunstwerke ausgestellt, welche die Leidenschaft, den Tod und die Auferstehung von Christus zeigen.
Während Liturgien, Prozessionen und Kreuzgängen werden die Osterbräuche der Region Amazonas erneut zum Leben erweckt. Die Osterfeierlichkeiten in Chachapoyas sind eine Alternative zu denen in Ayacucho und lassen sich mit einem Besuch der Festung Kuelap oder des Gocta Wasserfalls verbinden.
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