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Emsland – Moor und Öl

Emsland: Strampeln auf den Spuren von Geistern, Gottheiten und Moorleichen

Emsland

Auf einer Moor-Radtour zeigen sich die geheimnisvollen Landschaften von ihren schönsten Seiten. Auch wird schwarzes Gold „Made in Germany“ gefördert und man blickt tief in die menschliche Vergangenheit

Von Gerd Krauskopf

Radfahren macht Spaß und hungrig. Belohnt wird die kleine Reisegruppe dafür mit einem liebevoll zubereiteten Menü im Landgasthof Backers bei herrlichstem Sonnenuntergang. Zum Hauptgang ist die Empfehlung eines butterzarten dicken Koteletts vom Bunten Bentheimer Schwein ein Volltreffer.

Alle diese Köstlichkeiten zwingen natürlich am nächsten Morgen wieder aufs Rad. Dabei haben die Augen Hochkonjunktur, denn es geht in der Grenzregion Deutschland und Niederlande entlang des Ems-Radweges ins Internationale Naturschutzgebiet „Bargerveen“. Hier erwartet der Naturpark-Ranger Erik Bloeming mit einem strahlenden Lächeln die EmslandGruppe und führt sie auf den weithin sichtbaren Vogelbeobachtungsturm. Während die Gäste mit ihren Ferngläsern nach Wat- und Wiesenvögeln Ausschau halten, erzählt er ihnen von der Renaturierung. Und die begann bereits Ende der 1960er Jahre. Da hatte die Niederländische Forstverwaltung das Ziel, das über 2600 Hektar große ehemalige Sumpfgebiet mit 40 Kilometer langen Deichen zu schützen.  Dabei wurden über 50 Kilometer lange Gräben zugeschüttet, die das Moor einst trocken gelegt haben. Und so kann sich die Natur wieder ganz langsam regenerieren, wobei mit der Zeit wieder eine Moorfläche entsteht. Und solche Moore sind immense Speicher klimaschädlicher Gase. „Einen EmslandMillimeter“, sagt der Experte in seinem kakifarbenen Zwirn mit hochgezogenen Augenbrauen, „wächst das Moor pro Jahr.“Und dann, bei jedem Schritt auf dem federnden Untergrund, wird aus der Literaturwelt Annette von Droste-Hülshoff zitiert: „O, schaurig schön ist's, übers Moor zu geh'n.“ Wie dann langsam die Sonne unter geht und in der Dämmerung weiße Nebelschleier geheimnisvoll über die weiten Flächen ziehen und ein vielstimmiges Konzert der Tiere des Moores einsetzt, rollen die Räder über knirschende Feldwege zurück zum Hotel. Da gehen so manchem Radler die alten Geschichten von tückischem Sumpf, Moorgeistern, Gottheiten und Moorleichen durch den Kopf. Dann ein letzter Blick an diesem Abend auf einen vermoderten Baumstumpf. Aus ihm wächst ein kleines Bäumchen, dessen frische grüne Blätter die Schwermut vertreiben.

Erdölförderung „Made in Germany“ live erleben, das will die Gruppe dann am nächsten Tag. Dazu geht's ins emsländische Ölfeld Rühlermoor im nahen Ort Twist. Da die meisten Ölpumpen größtenteils nur mit einer Feldbahn erreicht werden können, sitzt die Gruppe auf einem offenen Transportanhänger hinter einer mit Diesel angetriebenen Feldbahn und lässt Emslandsich ratternd und polternd von Lokführer Jan Hauptmeier von der Exxon Mobil Corporation durch die offene Landschaft transportieren. Dabei staunt sie über das harmonische Zusammenwirken von Erdölindustrie, Torfindustrie sowie Renaturierung inmitten von violetter Erika- und Glockenheide. So wird die Feldbahn zum Transport von Aufarbeitungswinden und Material benutzt, da aufgrund der Torf-Beschaffenheit des Untergrundes kein Schwerlastverkehr auf den vorhandenen Straßen eingesetzt werden kann.Emsland

Bei einem Zwischenstopp erfahren die Gäste von Fördermeister Michael Schwarte, dass rund 250 Ölpumpen 3000 Barrel Öl pro Tag seit 1949 aus einer Tiefe von 800 Metern ans Licht fördern. Beim „Abzapfen“ hat dann auch die Gruppe Gelegenheit, das flüssig schwarze Gold zwischen den Fingern zu verreiben.

 

EmslandVergessen ist das schwarze Gold beim Duft des schwarzen Kaffees, der den Teilnehmern im Stiftscafé Menke in die Nase steigt. Da sucht sich in Wietmarschen im früheren Gesindehaus gleich neben der Wallfahrtskirche St. Johannes am Tortenbuffet jeder seinen Lieblingskuchen aus. Während man an der Kaffeetasse nippt und den Kuchen genießt, kommt das Gespräch Emslandauf den weltgrößten Dampfpflug „Mammut“ im Emsland Moormuseum in Groß Hesepe, mit dem im 19. Jahrhundert im großen Stil die Moorkultivierung durchgeführt wurde. Dabei waren die getrockneten schwarzen Ballen nicht nur begehrtes Brennmaterial, sondern auch Gemüse und Blumen profitierten davon. Und wie die Menschen vor 100 Jahren gelebt Emslandhaben, zeigt dort sehr anschaulich der „Siedlerhof“. Dabei müssen es wohl bitter arme Menschen gewesen sein, die hier ihr Dasein fristeten. 

 

So wie Lena und Jan, die noch bis 1967 mit ihren 10 Kindern autark mitten im Moor lebten. Dort in ihrem aus Ziegelsteinen 1943 von Jans Vater selbst gebauten Haus Tiere schlachteten und hochprozentigen Genever schwarz brannten. Noch heute steht das Haus Emslandeinsam und verlassen inmitten des Moores. Allerdings sind bereits Teile des Daches eingestürzt und die Tierwelt hat sich dort breit gemacht. So brütet dort die Schleiereule, kreisen Dohlen ums Haus und Kreuzotter sowie Schlingnatter warten auf Beute. 

 

 Manchmal – so erzählt man sich – gehörten die Menschen dort sogar zu den Ausgestoßenen, ja auch zu den „Hexen“, die man hier hin verbannte. Heute werden hier auf Emslanddem Museumshof des Emsland Moormuseums alte, bedrohte Rassen wie zum Beispiel das Bunte Bentheimer Schwein oder das Bentheimer Landschaf gezüchtet und vermarktet.

 

 Wie dann die vom Aussterben bedrohten Bentheimer Landschafe eine wertvolle Arbeit in der Landwirtschaft verrichten, zeigt Tobias Böckermann vom Verein „Land unter“ an den EmslandUfern eines Baggersees nahe der Autobahnauffahrt Versen. Hier hat der Verein dafür gesorgt, dass die Heidevegetation durch diese 150 Jahre alte Schafrasse aus dem Nordwesten Deutschlands eine Zukunft hat.

Technik auf der Maritimen Meile in Haren an der Ems. Da haben findige Bürger mit guter finanzieller Unterstützung ein Schifffahrtsmuseum errichtet und einige alte Schiffe vor der EmslandVerschrottung gerettet. So auch eines der letzten Pünten, ein Schiff ohne Motorantrieb. Es wurde in früheren Zeiten von Pferden oder Menschen vom Treidelpfad aus gezogen. Welch eine Mühsal. Ob sie sich damals auch ein butterzartes dickes Kotelett vom „Bunten Bentheimer“ Schwein von ihrem Arbeitslohn leisten konnten?

Weitere Informationen:

Naturpark Moor-Veenland, Ordeniederung 2, 49716 Meppen, Tel. 05931/442277,www.naturpark-moor.de;

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 Wohnen: Zum Beispiel Gasthof Robben, Hebelermeer 31, 49767 Twist, Tel. 05935 218, www.gasthof-robben.de

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Restaurant zum BeispielLandgasthaus Backers, Kirchstraße 25, 49767 Twist-Bült, Tel. 05936/904770, www.gasthof-backers.de; Stiftscafé Menke, Am Klostergarten 6, 49835 Wietmarschen, Tel. 05925/1495, www.menke-cafe.de

Emsland Emsland Moormuseum e.V., Geestmoor 6, 49744 Geeste / Groß Hesepe, Tel. 05937/709990, www.moormuseum.de

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Gruppenführungen Exxon Mobil Corporation, Birgit Schilling, Riethorst 12, 30659 Hannover, Tel. 0511/6412679

Emsland Maritime Meile, Heimatverein Haren (Ems) e.V., Sandkühlerstraße 18, 49733 Haren (Ems), Tel. 05932/732654, www.heimatverein-haren.de

Emsland Besonders empfehlenswert: Eine Führung im 1.580 ha großen Naturschutzgebiet Dalum-Wietmarscher Moor mit Dr. Eberhard Masch, Dezernatsleiter der Staatlichen Moorverwaltung. Er informiert über die Renaturierungsmaßnahmen. Das Moor ist Europäisches Vogelschutzgebiet. Abgetorfte Bereiche werden wiedervernässt und entwickeln sich zu hochmoortypischen Lebensräumen mit großflächigen, offenen Hochmoorbereichen. Das umgebende Hochmoorgrünland wird extensiv bewirtschaftet und bietet zahlreichen Wiesenvögeln geeignete Brut- und Nahrungshabitate. Und: Mit dem Fahrzeug auf befestigtem Grund bleiben.Emsland

 Noch heute wird Torf abgebaut im Emsland: Die Firma Klasmann-Deilmann hat noch Abbaurechte für einige wenige Jahre. Dr. Jan Köbbing, Diplom-Umweltwissenschaftler, forscht aber auch gleichzeitig daran, wie sich auf Hochmooren Torfmoose (Sphagnum) anbauen lassen, um hochwertige Kultursubstrate zu erzeugen.Emsland Der besondere Tip: Zum Abendessen empfehlen wir das Restaurant Zur Ems. Und dort sollte man einen Blick in den Weinkeller des Hausherrn mit über 1.000 Exponaten aus der ganzen Welt machen. Legendär ist auch die Cognac-Auswahl. Hier können Gäste ein Glas 70 oder 100jährigen Cognac probieren. Der Preis ist gedeckelt. Kein Drink kostet mehr als 20 Euro. So bringt der Besitzer viele Gäste in den Genuss von außergewöhnlichen Spirituosen. Restaurant Zur Ems, Emmelner Straße 2, 49733 Haren/Ems, Tel. 05932/6403,www.zur-ems.com Emsland

 Weirere Informationen: 

Emsland Touristik GmbH, Ordeniederung 2, 49716 Meppen, Tel. 05931/444005, www.emsland.com Emsland

 

 

 

 

 

 

 

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