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Burgund

Burgund: Frankreichs romantische Mitte

Burgund

Hübsche mittelalterliche Städtchen locken mit Kathedralen am Jacobsweg. Die von befahrbaren Wasserwegen duchzogene Landschaft ist abwechslungsreich. Weinberge und Kulinarik laden ein

 Von Gerd Krauskopf

 Wo einst in der Französischen Revolution in Sens die aufgebrachte Menschenmenge tobte und die Steinköpfe der Heiligen über dem Hauptportal der Kathedrale St. Étienne Burgundabgeschlagen hat, toben heute Kinder auf Holzpferden eines Karussells auf dem Platz vor dem Gotteshaus. „Nur der Heilige Stephanus,“ so zeigt die Direktorin des Tourismusamtes, Anne Boussuyt, mit ausgestrecktem Arm auf eine vollständige Figur, „hat die Köpfung überstanden, weil man ihm eine rote Mütze mit der Konkarde — blau, weiß, rot, die Farbe der Revolutionäre — aufgesetzt hat“. Dabei wurde die Kathedrale St. Étienne— die erste Burgundgotische Kathedrale Frankreichs — bereits im Jahre 1130 von Bischof Henri Sanglier — die Wildsau — erbaut und 1164 geweiht. Der besonders strenge und verbissene Kirchenführer, der immer recht haben wollte, hatte auch gleichzeitig die Gerichtsbarkeit. Und somit zeugen noch heute kleine vergitterte Fenster von einem Gefängnis in der Kathedrale mit dem erzbischöflichen Palast.

 

Zauberhafte Gässchen mit versteckten Ecken und vielen kleinen Geschäften rahmen den Platz mit seinen Straßencafés ein. Beim Anblick der gut sortierten Feinkostauslagen der kleinen Metzgereien und Käseläden kann Passanten das Wasser im Mund zusammenlaufen. BurgundDer verführerische Duft aus den Bäckereien eilt ihnen in den Altstadtgassen mit oft windschiefen Fachwerkhäusern voraus. Die französische Lebensart und Gelassenheit, „l’art de vivre“, die Kunst zu leben, ist hier wie in so vielen kleinen Städtchen der Bourgogne, dem Burgund, zu spüren. Das Stadtbild von Sens verschönern jeden Sommer zahlreiche bunte BurgundBlumen und Palmen, die in der kalten Jahreszeit in den großen Gewächshäusern des weitläufigen Moulin á Tan-Parks geschützt und von Christian Teton und seinem Gärtnerteam gepflegt werden. 

 

 Burgunds nördlichstes Weinbaugebiet liegt um das kleine Städtchen Joigny im Département Yonne am Ufer des gleichnamigen Flusses, nur dreißig Kilometer südlich von Sens. Auf der BurgundYonne wurde vor über vierzig Jahren die Idee geboren, Hausboote führerscheinfrei zu vermieten. Davon wird heute auf den vielen Wasserläufen der gesamten Region reger Gebrauch gemacht. Eine reizvoll-hügelige Landschaft bietet den passenden Rahmen dafür. BurgundDas Zehntausend-Seelen-Örtchen Joigny liegt unterhalb mächtiger Weinberge mit den Sorten Chardonnay und Pinot Blanc. Gut zu essen gehört dort zum Alltag, sind die kulinarischen Genüsse doch ein Markenzeichen des Burgunds.

 

Aushängeschild ist das Restaurant von Jean-Michel Lorain mit zwei Michelin-Sternen. Am Wochenende zählen die Hauptstädter zu seinen Gästen, denn von Paris ist Joigny nur eine Autostunde in südöstlicher Richtung entfernt. Den Gästen mundet das Feinschmeckermenü Burgundmit Hummer und Vichysauce aus weißem Spargel, Seesaiblingfilet mit Haselnussbutter-Emulsion, Filet und Lammkeule von Quercy, kleine Pralinenauswahl und Roseneis in der knusprigen Tulpe nebst kristallisierten Rosenblüten. Dazu hat der Maître erlesen passende Weine ausgesucht.


Siebzig Kilometer von Joigny entfernt bescheint die Nachmittagssonne das Château d´Ancy-le-Franc, was den hellen Sandstein-Feudalbau noch prachtvoller erscheinen lässt. Das Renaissance-Schloss der burgundischen Herzöge wurde vom damaligen italienischen Stararchitekten Sebastiano Serlio erbaut. Er war Hofarchitekt von Franz I. und Meister der BurgundSymmetrie in der Architektur des 16. Jahrhunderts. Innen schmücken gut restaurierte Malereien den Renaissance-Palast. Eine Augenweide sind die grandiosen Kassettendecken und die Fresken der Salons. Junge Mädchen können sich hier als Edelfräulein verkleiden, grazil durchdie Räume schlendern und dabei Porträts von Grafen und Gräfinnen bestaunen.

 

Knapp fünfzig Kilometer weiter beherbergte das ehemalige Zisterzienser-Kloster Reigny in Vermenton im Mittelalter bis zu 300 Mönche. Die aufgebrachte Menge der Französischen Revolution zerstörte große Teile der Abtei und die bedeutende Klosterkirche. Das zerstörte BurgundGotteshaus war seinerzeit dreischiffig in Form eines lateinischen Kreuzes mit halbrund geschlossenen Staffelchören angelegt. Heute vermietet Louis-Marie Mauvais auf dem idyllischen Anwesen im erhaltenen zisterziensischen Refektorium aus dem 14. Jahrhundert sechs alt-ehrwürdige Zimmer, wo in den 1930er Jahren bereits „Coco“ Chanel nächtigte.


Der Weg nach Vézelay führt, wie so oft in Burgund, durch eine hügelige Landschaft mit Wäldern, Seen, Wasserläufen und riesigen Feldern inmitten einer Heckenlandschaft nach BurgundAvallon. Dort übernachtete am 16. März 1815 bereits Napoleon Bonaparte auf dem Weg von Elba nach Paris in der Hostellerie de la Poste. Die vor dem Hotel Beifall klatschende, riesige Menschenmenge ließ ihm keine Ruhe.


Die erfahren hingegen Pilger auf dem Jakobsweg in der mächtigen Basilika von Vézelay – einem der schönsten Dörfer Frankreichs. Dort treffen die Jakobspilgerwege aus Belgien, den BurgundArdennen, Lothringen und der Champagne zusammen. Die weithin sichtbar auf einem grünen Hügel thronende, romanische Basilika gehört seit über dreißig Jahren zum Welterbe der Unesco. Den Hügel hinauf, durch die Gassen des altehrwürdigen Ortes, erreichen die BurgundPilger das Gotteshaus, das die Gebeine der Heiligen Maria-Magdalena bewahren soll. Zur Blütezeit wohnten bis zu 100 Benediktinermönche im Kloster. „Am 12. Juni um 12 Uhr erzeugen die hereinfallenden Sonnenstrahlen vom Eingang bis zum Chor eine Gerade aus Lichtflecken“, erläutert Stadtführer Lorant Hecquet. Besonders freuen ihn die restaurierten Heiligen über dem Hauptportal. In der Französischen Revolution geköpft, zeigen sie nun wieder Gesicht und haben der Kathedrale Saint-Étienne von Sens so etwas voraus.Burgund

 

Weitere Informationen:


Atout France, Französische Zentrale für Tourismus, Postfach 100128, 60001 Frankfurt, de.france.fr/de; Sehenswürdigkeiten und Unternehmungen im Burgund: www.de.bourgognefranchecomte.com

 

Anreise  über die Flughäfen von Paris, dann Bahn Richtung Sens und Joigny. Per Bahn: TGV über Paris zum Bahnhof Montbard. Auto: Fahrstrecke Hamburg/Sens 1043 Kilometer, Frankfurt/Sens 561 Kilometer, München/Sens 698 Kilometer. Mautgebühren, Baustellen und Staus unter www.autoroutes.fr.

 

Hotelempfehlungen:

Burgund

In Joigny im Côte Saint Jacques, www.cotesaintjacques.com 

 

Burgund In Reigny in der Abbaye de Reigny, www.abbayedereigny.com 

 

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 In Vézelay im L’Hostellerie de la Poste et du Lion d’or à Vézelay, www.hplv-vezelay.com 

 

Besondere Empfehlung:

Weinproben gibt es an vielen Orten von Burgund wie hier im kleinen Örtchen Tharoiseau unweit von Vézelay.

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