Bregenzerwald

Käsestraße: Von Kühen und Milchwirtschaft 

 

Bregenzerwald

Betriebe im Westen Österreichs laden zu Verkostungen und weihen in die Geheimnisse der Käseproduktion ein

 

Von Norbert Krauss

 

 Weit klingt das Geläut der Kuhglocken in den engen Bergtälern. Auf den saftig grünen Wiesen weiden friedlich Kuhherden. Natur und Kultur sind in Vorarlberg erfolgreich eine Symbiose eingegangen. Dazu gehört auch die „KäseStrasse Bregenzerwald“, die im Jahre 1998 ins Leben gerufen worden ist.

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Nach der Schneeschmelze grasen die Milchkühe erst einmal die Talweiden ab. Von Mitte Mai bis Ende Juni zieht das Vieh dann auf die Mittelalpe „Vorsäß“, um sich von Anfang/Mitte Juli bis etwa Mitte September auf der Hochalpe aufzuhalten. Die Dreistufenwirtschaft, die seit Jahrhunderten im Bregenzerwald praktiziert wird, sichert dem Vieh frisches Futter, die Talwiesen liefern das Heu für den Winter. Die Alpweiden bieten mit ihren vielen Kräutern die gesunde Ernährung für Milchkühe. So wird die Milch besonders geschmackvoll und aromatisch – die ideale Voraussetzung für den Bregenzerwälder Bergkäse, einen schmackhaften Hartkäse.

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Ein schlichtes braunes Namensschild aus Holz weist auf die Käsestraße hin. „In dieses Projekt sind Tourismus, Gastronomie und Landwirtschaft eingebunden“, erzählt der Busfahrer auf der Fahrt von Au nach Schwarzenberg. Bis zum heutigen Tag ist Käse im Bregenzerwald eines der wichtigsten Produkte. 17 Sennereien und 200 Familienbetriebe erzeugen jedes Jahr 4500 Tonnen Käse. Verwendet wird ausschließlich silofreie Milch. Früher kannte man lediglich Emmentaler und Bergkäse; inzwischen ist die Vielfalt größer geworden. Insgesamt werden 30 verschiedene Käsesorten produziert.

Die Frühstücksbuffets in den Hotels sind weitgehend mit Erzeugnissen aus heimischer Produktion bestückt. Die Restaurants setzen ebenfalls auf regionale Speisen. Denn wer dort auf den Geschmack kommt, der nimmt auch gern Bergkäse, Marmelade, Speck oder Wurst als Mitbringsel mit nach Hause. Die bäuerlichen Erzeuger vermarkten ihre Produkte in Eigenregie. In den Hofläden gibt es außerdem selbst gebrannte Schnäpse wie Enzian, Apfel-, Birnen, Zwetschgenbrand.

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Mehr als 170 Mitglieder aus 23 Dörfern haben sich zur Käsestraße zusammengeschlossen. Das Projekt vereint 15 Talsennereien, 90 Alpen und private Käsemacher, elf Bauernhöfe und 37 Käsewirte sowie traditionelle Handwerksbetriebe. Insbesondere die Gastronomie hat eine Vielfalt kulinarischer Angebote mit und rund um Käse entwickelt und den Grundgedanken von „Natur und Leben im Bregenzerwald“ erfolgreich umgesetzt.

Im alten Käslädele Maria Vögel in Schwarzenberg, 2015 als bestes Fachgeschäft in Vorarlberg ausgezeichnet, lohnt sich ein Blick in den mit Käselaiben prall gefüllten Keller, wo angenehme Düfte den Raum erfüllen. In den Käsereien finden regelmäßig Führungen statt. Dabei erfahren die Teilnehmer, wie aus Milch Käse gewonnen wird.

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Zur Reifung müssen die verschiedenen Käsesorten mindestens zehn Monate lagern. Im Alp- und Bergkäsekeller Lingenau sind es mehr als 32 700 Laibe Käse. Für Gruppen ab elf Personen werden Käse- und Weindegustationen angeboten. Besucher können im Käsekeller regionale Erzeugnisse, vor allem verschiedene Käsesorten und Wurstwaren, erwerben. Außerdem gibt es Molkepflegeprodukte von Ingo Metzler, der das Sortiment in Egg seit 1992 entwickelt hat. Ein eigener Kräutergarten sowie eine große Produktions- und Lagerhalle, für Besucher geöffnet, komplettieren inzwischen den Familienbetrieb. In einem anderen Gebäudebe findet sich die erste Sennschule Vorarlbergs.

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Rund um den Käse hat sich eine ganze Erlebniswelt aufgebaut. So gibt es nicht nur Alpkäserei- und Sennereibesichtigungen, sondern auch organisierte Wanderungen und Sommerfeste. Die Architektur der Dörfer kann sich zudem sehen lassen; moderne Gebäude aus Holz fügen sich zu den historischen Bauten im typischen Wälderstil ein.

Festliche Krönung des bäuerlichen Arbeitsjahres ist der Alpabtrieb, wenn es zurückgeht in den heimischen Stall. In Schwarzenberg wird diese Tradition in nahezu unveränderter Form seit mehr als 400 Jahren hochgehalten. Mitte September kehren die mit üppigen Blumensträußen und prachtvollen Glocken geschmückten Kühe von ihrer Sommerfrische auf der Hochalpe zurück. Bis zu zehn Stunden kann die Reise der mehr als 800 Tiere dauern. Bei ihrem Einzug säumen die Familien, Freunde und zahlreiche Besucher die Straßen. Anschließend werden die braunen Kühe an ihre Besitzer verteilt.

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Weitere Informationen:

 

Vorarlberg Tourismus, Poststraße 11, A-6850 Dornbirn, Tel.0043/5572/377033-0, www.vorarlberg.travel 

 

Bregenzerwald Tourismus, Gerbe 1135, A-6863 Egg, Tel.0043/55122365, www.bregenzerwald.at 

 

KäseStrasse Bregenzerwald, Zeihenbühl 423, A-6951 Lingenau, Tel.0043/55 13/42870, www.kaesestrasse.at 

 

Anreise: Mit dem Auto über die Autobahnen Stuttgart – Ulm – Lindau und München – Memmingen – Lindau. Mit der Bahn über Lindau – Bregenz oder Oberstaufen.

 

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Unterkunft: Gesundhotel Bad Reuthe, Bad 70a, A-6870 Reuthe, Tel. 00 43/5514/2265-0, www.badreuthe.at

 

Hotel Post, Brugg 35, A-6870-Bezau, Tel: 00 43/5514/2207, www.hotelpostbezau.com, Hotel Krone, Unterdorf 22, A-6886 Schoppernau, Tel. 00 43/6644/623195, www.sporthotel-krone.at 

 

Restaurants: Jagdgasthaus Egender, Schönenbach 342, A-6870-Bizau, Tel. 00 43/5514/28888, www.jagdgasthaus-egender.at. Berghaus Kanisfluh, Schnepfegg 54,A-6882 Schnepfau,

Tel. 00 43/5518/2108, www.kanisfluh.netGasthof Taube, Kirchdorf 58, A-6874 Bizau, Tel. 00 43/5514/2124, www.taubebizau.at 

 

Sehenswürdigkeiten: Käsekeller Lingenau, www.kaesestrasse.atKäsehaus in Andelsbuch, www.kaesehaus.com. Imkerei & Schaubrennerei Bentelein Alberschwende, www.gsiberger.at