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Dourotal

Porto: Flusskreuzfahrt durch ein Meer von Trauben

 

Portugal

 

Beim Herbsttrip auf dem Douro überrascht die Heimat des Portweins im Weinbauernland mit malerischen Dörfern, umgeben von steilen Hängen mit grandiosen Weinterrassen

 

Von Gerd Krauskopf

  Die Weinregion Alto Douro im Nordosten Portugals produziert seit Tausenden von Jahren Weine, darunter auch den berühmten Portwein. Bevor es auf die achttägige Flusskreuzfahrt von Porto bis an die spanische Grenze und von dort mit einem Bus hinüber nach Salamanca und zurück mit dem Schiff nach Porto geht, machen sich die neuen Gäste erst einmal auf, um die PortoStadt der alten Seefahrer zu entdecken. „Die malerische Stahlbrücke Ponte de Dona Maria Pia“, erzählt Stadtführerin Astrid Röttgen, „war bei ihrer Eröffnung 1877 die größte Bogenbrücke der Welt. Sie wurde im Auftrag von Alexandre Gustave Eiffel, dem berühmten französischen Ingenieur mit deutschen Vorfahren, erbaut“. Hingucker ist aber heute die Nachbarbrücke PontePortugalDom Luis I. Sie zeigt unverkennbar Anleihen an Gustave Eiffel. Und über sie rollt täglich ein unendlicher Auto-, Bus-und LKW-Verkehr von Portos Nachbarstadt Gaia über den Douro hinüber nach Porto und zurück.

 

Bei diesem herrlichen Anblick der Brücke Dom Luis I. klicken die Fotoapparate und Handys. In der Stadt Gaia, dem Zentrum der Portweinproduktion, nippen die Gäste nach einer Besichtigung des Portweinkellers der Traditionsfirma Sandeman bei einer anschließenden PortugalVerkostung an ihren Gläsern mit dem weißen bis tiefbraunen Süßwein. Von hier aus blicken sie auf das gegenüberliegende Douroufer mit dem Panorama der Altstadt Portos. Die Häuser, manchmal bis zu acht Stockwerke hoch, ziehen sich vom langen Kai aus am Hang eines Granithügels aufwärts.

 

Dann heißt es Leinen los und auf ins Douro-Tal, dem ältesten geschützten Weinbaugebiet Europas. Schiffbar ist der Fluss rund 211 Kilometer. „Die Berge“, so erzählt die Kreuzfahrtleiterin Nadine Hoeger bei einem Glas Sekt aus heimischen Gefilden und der Vorstellung der Crew bei einer Informationsveranstaltung im Salon, „schützen die Gegend vor dem kühl-feuchten Atlantikklima.” Der Douro hat ein tiefes Bett in Schiefer und Granit gegraben, an den oft sehr Portugalsteilen Hängen wurden in harter Arbeit mühsam Terrassen angelegt. Mit den vor Ort gebrochenen Steinen wurden Stützmauern errichtet, um die Rebstöcke vor der Erosion zu schützen. Gerade vom Fluss aus können sie diese Wälle, die zum Teil fast 300 Jahre alt sind, besonders gut sehen. Diese Gegend ist von einer beinahe gespenstischen Zeitlosigkeit durchzogen. “Aber im Oktober wird diese Stille durchbrochen, dann nämlich beginnt die vindima, die Weinernte“, erklärt die Kreuzfahrtleiterin.

 

Zur Einschiffung genießen einige der 85 Gäste erst einmal einen Drink. An Bord der MS Douro Serenity ist der neue kreierte Port Pink Mojito der Renner. Während die einen die hüpfenden Glitzersterne der Sonne auf den Wellen betrachten, erkunden andere das 2017 vom Stapel DPortugalgelaufene Flusskreuzfahrtschiff von Nicko Cruises mit den großen Panoramafenstern. Einige sitzen bereits in der gemütlichen Bar und andere haben es sich auf dem Sonnendeck auf den Liegen bequem gemacht oder planschen im Pool.

 

Fünf Schleusen, darunter die zweithöchste Schleuse Europas mit einer Höhe von 36 Metern, haben eine Schiffsreise auf dem Douro erst möglich gemacht. Seit sie gebaut wurden, müssen die Händler in Porto ihre Keller im Winter nicht mehr ausräumen, um sich vor den jährlichen Hochwassern in Sicherheit zu bringen.

 

Erster Stopp ist ein Landgang in Pinhão mit anschließendem Besuch einer traditionellen Quinta, einem Weingut. Das kleine 700 Einwohner zählende Örtchen ist mit seinen weiß getünchten Häusern wunderschön eingerahmt von mächtigen Weinbergen. Die Namensschilder Portugalweltbekannter Portweinfirmen wie Sandeman und Osborne fallen auf. Die traditionellen Rabelo-Boote im Hafenbecken, die auf den glitzernden Wellen leicht tänzeln, dienen heute nur noch als Fotomotiv und Werbefläche. Mit ihnen wurde früher der Most nach Porto verschifft. Zu den Sehenswürdigkeiten des Ortes zählt neben der Kirche Igreja Paroquial do Pinhão auch der Bahnhof. 24 große Kacheln, sogenannte Azulejos, zieren ihn mit Bildern aus dem Weinbau, was ihn zum angeblich „attraktivsten Bahnhof Portugals“ werden lässt. Später, beim Besuch derPortugalQuinta Avessada hoch oben in den Weinbergen meint man im Keller von Muskateller-Weinbauer Luis Barros, wo die kostbaren riesigen Holzfässer stehen und die frisch geernteten Trauben in einem großen Steinbottich auf ihre Vergärung warten, allein schon vom Anblick und vom Geruch in einen glückseligen Rausch zu geraten.

 

Während Kapitän Bernardino Pereira wie jeden Tag seine MS Douro Serenity gekonnt durch die weiten und teils engen, manchmal auch canyonartig kurvigen Passagen des Douro steuert, freuen sich die Gäste auf das nächste Highlight. Wie zum Beispiel in Barca d’Alva — dem Wendepunkt der Flussfahrt — beim Ausflug nach Castelo Rodrigo, das zu zwölf mittelalterlichen Dörfern, den Aldeias Históricas de Portugal, gehört. Hoch über diesen Dörfern Portugalauf der fast tausend Meter hohen Bergspitze der Serra da Marofa hält eine sechs Meter hohe Christusstatue — ähnlich der in Rio de Janeiro — seine beschützenden Arme seit 1956 über diese einsamen Dörfer. Castello Rodrigo hätte sie bitter nötig gehabt. Erst die Römer, dann die maurischen Invasionen und die mächtigen spanischen Nachbarn haben nur noch Mauerreste von der einstigen stolzen Burg übrig gelassen. Seit 1922 ist diese weit sichtbare Ruine ein nationales Denkmal. 

 

Auf dem Tourenplan steht auch ein Tagesausflug von Barca d’Alva hinüber nach Spanien, Salamanca, bevor das Kreuzfahrtschiff am frühen Abend die Rückfahrt antritt. Salamanca ist die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz in der Region Kastilien und León. Wegen der Sandsteinarchitektur nennt man Salamanca auch die „goldene Stadt“. Die bereits im 12. Jahrhundert gegründete Universität war im 15. und 16. Jahrhundert ein wichtiges intellektuelles SpanienZentrum und trägt mit ihren vielen internationalen Studenten auch heute noch zum lebendigen Charakter der Stadt bei. Ein guter Ausgangspunkt für die Gäste ist der Hauptplatz der Stadt, die Plaza Mayor. Sie ist einer der größten und schönsten Plätze in Spanien. Wo heute auf dem Boden grauer und rosa Granit glänzt, wurden in früheren Zeiten Stierkämpfe veranstaltet. Von Spaniendort geht es in die engen Straßen der Altstadt, aus der die mächtige Kathedrale im Mix aus Gotisch-Renaissance-und Barockstil herauswächst. Dabei kommt der Spaziergang einer Reise durch die Geschichte, die Kunst und das Wissen der von der Unesco zum Welterbe ernannten Altstadt gleich.

 

Mit vielen Eindrücken kommen die Gäste auf ihr Schiff zurück. Während die schwimmende Lady bei der Rückfahrt über das glitzernde Wasser fast unmerklich gleitet, lassen viele Gäste bei untergehender Sonne auf dem Sonnendeck mit einem Glas portugiesischem Espumante ihre achttägige Reise Revue passieren. In einem Land, in dem sie von Einheimischen warmherzig willkommen geheißen worden sind.Portugal

 

Weitere Informationen:

 

Nicko Cruises Schiffsreisen, 70499 Stuttgart, Tel. 0711/248980-44, www.nicko-cruises.de , (Bedeutende Pilgerwege und malerische Städtchen), 8 Tage von Mitte März bis Mitte November, Vollpension mit Flugpaket, ab 1049 Euro/Person

 

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