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In Graubünden unterwegs

Graubünden

Mit der Rhätischen Bahn unterwegs

Graubünden 

Auf Viadukten über Schluchten, durch Tunnel und über steile Pässe: Eine Fahrt mit der Rhätischen Bahn, der mit 400 Kilometern längsten Schmalspurbahn der Welt, ist eine Hauptattraktion der Schweiz. 

 

Von Norbert Krauss

 

 Die rote Lok zieht tuckernd die ebenfalls roten Waggons die kurvenreiche Strecke von Chur nach Bergün hinauf. Immer mit der gleichen gemäßigten Geschwindigkeit und in den Kurven mit lautem Quietschen. Nur auf den längeren geraden Streckenabschnitten beschleunigt der Zugführer das Tempo. Die Passagiere haben während der Fahrt genügend Zeit, die herrliche Aussicht zu genießen. Die Rhätische Bahn bringt sie zuverlässig an ihren Bestimmungsort. Über spektakuläre Viadukte und Kehrtunnels führt die Fahrt des Bernina Express durch die imposante Bergwelt des Schweizer Kantons Graubünden. 

GraubündenIm Bahnhof von Bergün – romanisch Bravuogn – befindet sich das Bahnmuseum Albula, das wahre Schätze der bewegten Geschichte der Rhätischen Bahn, seit 2008 Unesco-Welterbe, beherbergt. Die Besucher erfahren anhand originaler Exponate und multimedial-gestalteter Räume Spannendes zu Baugeschichte, zu den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Veränderungen durch den Bahnbau sowie aktuelle Aspekte der spektakulärsten Schweizer Bahnstrecke.

Dicht stehen die alten Häuser in Bergün beisammen, zeigen gegen die Straße hin ihre reich verzierten Fassaden, während sich an der Rückseite der Häuser die Ställe aneinanderreihen. Über die Dächer hinaus ragt der Römerturm als Wahrzeichen des Dorfes. „Der Turm wurde im 13. Jahrhundert als Amtssitz der Herrschaft Greifenstein erbaut und im 17. Jahrhundert mit dem weithin sichtbaren Obergeschoss ergänzt“, sagt Dorfführer Fredo Falett. „In der Zeit des Bahnbaus diente der Turm als Gefängnis, heute als Gemeindearchiv.“ Unweit davon steht die im Jahr 1188 erbaute und um 1500 im spätgotischen Stil renovierte Kirche mit ihrer reich verzierten Holzdecke.

 Migga Falett, Ehefrau von Fredo Falett, zaubert in ihrem Haus traditionelle Landfrauenküche auf den Tisch. Sie ist eine der Bauernfrauen, welche regelmäßig Gäste für Swiss Tavolata bekochen. Zweimal im Monat serviert sie nach Anmeldung ein Menü mit regionalen Zutaten. „Ich koche fast immer das Gleiche – je nach Jahreszeit“, betont Migga Falett. Hauptgang sei ein Stück Fleisch im Heubett. Im Durchschnitt nähmen sechs bis acht Gäste an einem Mahl teil; die Mindestzahl sei vier. Viele seien so begeistert, dass sie wiederkämen. In der ganzen Schweiz gibt es 30 Landfrauen, die sich der Organisation angeschlossen haben.

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Im Bahnhof Bergün sammeln sich im Winter jung und alt, um mit einem der Schlittelzüge nach Preda hinaufzufahren. Sie führen ihre Schlitten mit; denn die geschwungene Straße von Preda nach Bergün hinab wird, sobald sich eine brauchbare Schneedecke gebildet hat, für den Autoverkehr gesperrt. Dann gehört sie ganz den Schlittenfahrern.

Zwei Bergschleifen sorgen am Hang oberhalb von Bergün für eine künstliche Längenentwicklung der Bahnlinie – und damit für weniger große Steigungen. Die beiden Kehrschleifen ermöglichen zugleich ein Panorama-Erlebnis: Der Blick schweift während der Fahrt über die Berge und erfasst dazwischen mehrmals noch das Dorf Bergün mit seiner Kirche und dem Meierturm. 

416 Meter Höhenunterschied hat die Bahn zwischen Bergün und Preda zu bewältigen. Dafür wurde die Strecke künstlich ausgeweitet und verfügt nun über Spiraltunnels, weitere Tunnels, Viadukte und Schutzgalerien.

Gut vier Minuten dauert die Fahrt durch den 5860 Meter langen Albula-Tunnel. Da das seit mehr als hundert Jahren intensiv genutzte Bauwerk heute nicht mehr den aktuellen Sicherheitsanforderungen entspricht, soll bis zum Jahr 2020 als Ersatz eine neue Tunnelröhre parallel zum alten Tunnel entstehen. An der Bahnstation in Preda, wo tatkräftig gebaut wird, verlaufen zahllose Kies-Förderbänder kreuz und quer durch die Landschaft.

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 Von dort geht die Wanderung etwa 45 Minuten auf dem Waldpfad aufwärts über Stock und Stein zum Palpuognasee. Er liegt im Parc Ela auf 1918 Meter Höhe am Albulapass, der von Tiefencastel ins Engadin nach La Punt führt. Er ist mit seinem glasklaren Wasser und dem Lärchenwald eine Oase der Erholung. 

„Die Rote“, wie die Rhätische Bahn wegen ihrer roten Waggons auch genannt wird, erreicht auf 2091 Metern ihre höchste Haltestation: Das Gasthaus Alp Grüm ist nur zu Fuß oder mit der Bahn erreichbar. Früher, erzählt man sich, kündigte der Lokführer die Ankunft des Zuges von Weitem mit einem lauten Pfeifton an, damit für die Fahrgäste Essen bereitgestellt wurde. Heute verpflegt die Alp Grüm die Zugreisenden an der Haltestelle ebenfalls. Der Zug unterbricht deshalb seine Fahrt für zehn Minuten.

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Von der Alp Grüm gelangen Wanderer auf Waldwegen hinab ins italienischsprachige Valposchiavo, auf der Südseite der Alpen zwischen Chur und dem Comer See gelegen. Der Gletschergarten von Cavaglia, am Fuß des Berninamassivs und des Piz Palü, wird auch „Töpfe der Riesen“ genannt. Die speziellen Gesteinsformationen sind das Resultat eines Naturphänomens: Durch den kraftvollen, ständigen Druck des Gletscherwassers haben sich rotierende Steine und Sand im Laufe der Jahrtausende in den Felsen gegraben. „Entstanden sind so die rund zehn Meter tiefen Gletschermühlen“, erklärt Zeno Bontognali, Mitglied des Vereins Cavaglia Gletschergarten. „Bis heute sind 21 Gletschermühlen freigelegt und über einen Lehrrundgang erschlossen.“

GraubündenDas Prunkstück und Wahrzeichen der Berninalinie ist der Kreisviadukt von Brusio, zu dem es auf dem neu angelegten Weg vom Bahnhof Brusio an den charakteristischen Crott (Rundbauten aus Trockensteinmauern) hinuntergeht.

Das heute 3500 Einwohner zählende Poschiavo hat sich vom armen Bauerndorf zu einer ansehnlichen Gemeinde entwickelt. „Viele Einwohner zogen weg und eröffneten Cafés und Hotels im Ausland, vor allem in Spanien“, erzählt Fremdenführer Fabio Campagnola. Dort hätten sie die Süßigkeiten Bollo Swizzos erfunden. Sie seien aber der Heimat verbunden geblieben und hätten Geld in das Dorf investiert. Seine Schönheit verdankt Poschiavo einer stattlichen Anzahl an Palazzi im sogenannten Spaniolenviertel, welche die Puschlaver nach ihrer Rückkehr aus der Fremde, wo sie zu Reichtum gekommen waren, erbauten.

GraubündenDas erste Hotel in der Valposchiavo entstand 1848 direkt an der Piazza in einem ehemaligen Privathaus. Vor wenigen Jahren sanft und mit viel Gespür für die historische Substanz renoviert, gehört das Hotel Albrici à la Poste heute zu den Swiss Historic Hotels. Jedes der zehn Zimmer ist individuell und mit Liebe zum Detail eingerichtet. Kostbare, antike Möbel und geschmackvolle Ausstattungen verbreiten eine wohltuende Atmosphäre.

13 Gastbetriebe haben sich mit der Unterzeichnung der „Charta 100 % Valposchiavo“ dazu verpflichtet, den lokalen Produkten auf ihren Speisekarten einen prominenten Platz einzuräumen. Das Hotel Albrici ist eines von ihnen. Mindestens drei Gerichte müssen ausschließlich aus Zutaten bestehen, die im Tal angebaut und verarbeitet werden. Im Sybillen-Saal des Patrizier-Hauses aus dem Jahr 1682 sind die Gäste umgeben von Geschichten. Zwölf Gemälde der mythologischen Sibyllen schmücken den Saal, die antiken Möbel und die Tafeldecke strahlen Gemütlichkeit aus.

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Weitere Informationen: 

 

Schweiz Tourismus, Tel. 00800/100 200 29 (gratis),  Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! www.MySwitzerland.com. Graubünden Ferien, Tel. 00 41/81 254 24 24, www.graubuenden.ch. Valposchiavo Turismo, Tel. 00 41/81 839 00 60, www.valposchiavo.ch

 

Anreise: Mit dem Auto oder mit der Bahn. Mit der Bahn von München, Stuttgart oder Hamburg nach Zürich, von dort über Chur nach Bergün. Mit dem Flugzeug von diversen deutschen Flughäfen nach Zürich, von dort mit der Bahn über Chur nach Bergün.

 

Essen&Trinken: Albergo Ristorante Alp Grüm. Hotel Albrici in Poschiavo, Tel. 00 41/81 844 01 73, www.hotelabrici.ch

 

Unterkünfte: Hotel Kurhaus in Bergün, Tel. 00 41/81 407 22 22, www.kurhausberguen.ch. Albergo Ristorante Alp Grüm. Hotel Albrici in Poschiavo, Tel. 00 41/81 844 01 73, www.hotelabrici.ch 

 

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Besonderheiten: Abendessen bei der Landfrau Migga Falett von Swiss Tavolata, Tel. 00 41/81 407 15 82, www.swisstavolata.ch. „100 % Valposchiavo“, www.valposchiavo.ch

Sehenswürdigkeiten: Bahnmuseum Albula in Bergün, Tel. 00 41/81 420 00 06, www.bahnmuseum-albula.ch, Palpuognasee, Lago Blanco, Gletschergarten Cavaglia, www.ghiacciai.info

 

 

 

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