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Tschechien: Prag und Brünn

Tschechien

Kulturelle Hochburgen Prag und Brünn

TschechienDie Tschechoslowakei feiert den 100. Jahrestag ihrer Gründung. Die beiden größten Städte Prag und Brünn haben aus diesem Anlass ihre kulturellen Aktivitäten verstärkt. 

 

 Von Norbert Krauss

 

Als am 28. Oktober 1918 die Tschechoslowakei ausgerufen und Prag die Hauptstadt des neuen Staates wurde, erfüllte sich der Traum von Generationen von Tschechen und Slowaken, die bis dahin in der Habsburgermonarchie lebten. Der Wunsch der Slowaken nach Selbstbestimmung führte 1992 allerdings zur Trennung. Es entstanden die beiden Nachfolgerstaaten, die Tschechische Republik und die Slowakei.

 Am Ende des Wenzelplatzes in Prag befindet sich in der Rytírská 539/31 die Galerie des Tschechischen Zentrums Prag. Hier werden wechselnde Ausstellungen über die heimische Kultur gezeigt. Insgesamt 22 Tschechische Zentren sind über die ganze Welt verteilt, zwei von ihnen in Deutschland: in Berlin und München. Sie sollen das Land im Ausland präsentierten. Jiri Rosenkranz, früher Direktor der Tschechischen Zentrale für Tourismus in Berlin und seit Juli 2018 Direktor des Tschechischen Zentrums in München, sieht seine Aufgabe darin, „frischen Wind“ in die bayerische Landeshauptstadt zu bringen. Er sagte bei einem Pressegespräch in Prag: „Ich will jungen Künstlern, aber auch Forschern eine Plattform bieten. Hohe Erwartungen setze ich dabei auf die Buchmesse in Leipzig, wo Tschechien 2019 Gastland sein wird.“ 

Das Altstädter Rathaus ist immer noch das Zeichen der Republik, und der Altstädter Ring und der Wenzelsplatz sind die wichtigsten beiden Plätze“, erklärt Stadtführerin Milena. Wobei der Wenzelsplatz mehr ein Boulevard ist; für ihn wurden ganze Stadtviertel abgerissen. Im Februar 1948 proklamierte der kommunistische Führer Klement Gottwald vom Balkodes PalaiKinsky die Tschechoslowakische Republik. 

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Eine wichtige Rolle spielte das Palais Lucerna, das von Vácslav Havel, dem Großvater des späteren Präsidenten Václav Havel, gebaut wurde. Nach der Fertigstellung 1921 wurde es zum meistbesuchten Gesellschaftszentrum der Stadt. In der bis heute beliebten Lucernabar befand sich ein Kabarett, in dem sich die besten Jazzmusiker Europas trafen. Im großen Saal trat vor und nach dem Krieg eine Reihe von Musiklegenden auf. Hier tanzte Josephine Baker und spielten Louis Armstrong und Count Basie. Im Kino Lucerna wurden die ersten Tonfilme gezeigt. Stadtführerin Milerna: „Eine Attraktion war die erste Durchgangspassage der Stadt; dort steht heute eine Plastik des tschechischen Schirmherrn, des Heiligen Wenzel, die von vielen als Provokation empfunden wird.“ 

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Zum Jahrestag der Republik veranstaltete die Tschechische Philharmonie im Oktober im Rudolfinum mehrere Konzerte. Das Jahr 2018 hindurch finden darüber hinaus verschiedene Veranstaltungen zum Thema der Entstehung der Tschechoslowakischen Republik statt. Die Feierlichkeiten kulminierten am 28. Oktober in einer Militärparade und der Wiedereröffnung des Nationalmuseums. 

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An ein dunkles Kapitel erinnert das Nationaldenkmal auf dem Berg Vitkov, das zwischen 1928 und 1938 als Gedenkort für die Soldaten der tschechoslowakischen Legion errichtet wurde. Während des Zweiten Weltkrieges diente es der deutschen Wehrmacht als Lager. Nach 1948 ließ das kommunistische Regime hier hohe Parteimitglieder beerdigen. „In dem Monument befindet sich nicht nur das Grab des unbekannten Soldaten“, erläutert Führer Viktor, „sondern auch das Mausoleum des ersten kommunistischen Präsidenten Gottwald.“ 

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Auch in Brünn (Brno), Partnerstadt von Stuttgart und Leipzig und mit 400 000 Einwohnern zweitgrößte Stadt Tschechiens, verfolgt den Besucher die Vergangenheit auf Schritt und Tritt. Brünn wurde 1091 erstmals urkundlich erwähnt und im 12. Jahrhundert zur Stadt erhoben. Aus der Burg Spielberg wurde während des Dreißigjährigen Krieges eine Festung und später ein Gefängnis gemacht. Die Gemeinde nutzt die 1992 nach der Renovierung wieder eröffnete Burg für Feste. Bis 31. Dezember 2018 ist darüber hinaus eine Ausstellung über die Geschichte der ersten tschechoslowakischen Republik zu sehen. Ein Obelisk aus dem Jahre 1805 erinnert daran, dass Brünn mehr als 600 Jahre Teil der Habsburger Monarchie war. 

Bei der Belagerung Brünns durch die schwedische Armee im Dreißigjährigen Krieg sei General Torstenson überlistet worden, erzählt Stadtführerin Lenka. Der habe erklärt, dass er die Belagerung abbrechen werde, falls er die Stadt nicht einnehme, bevor die Mittagsglocken ertönt seien. Deshalb habe der Brünner General Raduit de Souches die Glocken der Peter- und Paul-Kathedrale eine Stunde früher um 11 Uhr Mittag läuten lassen. 

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Die astronomische Uhr auf dem Freiheitsplatz erinnert laut den Architekten an die Verteidigung der Stadt gegen die schwedische Armee während des Dreißigjährigen Krieges. Jeden Tag um 11 Uhr fällt in eine der vier Öffnungen eine kleine Kugel, die man sich als Souvenir mit nach Hause nehmen kann. 

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Die Villa Tugendhat entstand Ende der 1920er-Jahre nach einem Entwurf des berühmten deutschen Architekten Ludwig Mies van der Rohe. Die Villa wird gerne als teuerstes Hochzeitsgeschenk der Geschichte bezeichnet. Ihr Preis entsprach damals dem von 20 bis 30 Einfamilienhäusern. Es gibt keine tragenden Wände. Mies van der Rohe wollte keine Türschwellen, aber viel freien Raum. Außerdem wurde kostbares Material verwendet: Palisander aus Indonesien, Travertin für die Treppen, Onyx-Marmor für die Wände. Absolut einzigartig ist die technische Ausstattung des Hauses: die Warmluftheizung und Kühlung oder elektrische Fensterheber. Das jüdische Ehepaar Greta und Fritz Tugendhat emigrierte im Zweiten Weltkrieg in die Schweiz und nahm einen Teil der Möbel mit, die durch Repliken ersetzt wurden. Die Einbauschränke sind noch original. In dem Gebäude wurde 1992 der Vertrag für die Teilung der Tschechoslowakei unterzeichnet. Seit 1994 ist die Villa für Besucher geöffnet und gilt bis heute als eine der bedeutendsten Villen der Welt. Deshalb wurde sie auch in die Liste des Unesco-Weltkulturerbes aufgenommen. 

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Brünn verfügt über eine ausgezeichnete Gastronomie, die höchsten Ansprüchen gerecht wird. Im Restaurant Pavillon beispielsweise stehen Feinschmecker-Menüs und erlesene Weine auf der Speisekarte, während es im Weinrestaurant Kohout, einem gemütlichen Lokal in einem Atrium, eher rustikal zugeht. Die besten Unternehmen werden jedes Jahr von Gourmet Brno aufgelistet – und das völlig wertfrei, wie Marketingleiter Ivo versichert. Eine Jury aus Fachleuten bewertet in sieben Kategorien die Restaurants, Bistros, Cafés, Konditoreien, Bierstuben, Weinstuben und Bars. So kann man den Tag entspannt bei einem Glas Bier oder Wein ausklingen lassen. 

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Weitere Informationen

Tschechische Zentrale für Tourismus – CzechTourism, Tel. 030/204 47 70,  Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! www.czechtourism.com

 Prag Tourism, www.prague.eu. Stadt Brünn, www.gotobrno.cz

 

Anreise: Mit Auto, Bahn oder Bus nach Prag und Brünn. Mit dem Flugzeug von diversen deutschen Flughäfen nach Prag, von dort mit Zug oder Bus nach Brünn; Direktflüge von München nach Brünn. 

 Unterkunft: Zum Beispiel Hotel Ametyst in Pragwww.hotelametyst/cz. Hotel Holiday Inn in Brünnwww.hibrno.cz

 

Restaurants: Tiskárna in Prag, www.restauracetiskarna.comWeinrestauranKohoutBistro Atelier, Pavillon (alle in Brünn).

 

Sehenswürdigkeit: Galerie des Tschechischen Zentrums Prag, Rytírská 539/31, www.czechcentres.cz/en/galerie-praha/page:1 

 

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