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Radreise

Osttirol: Bergwandern mit E-Bike 

Österreich

Von der Sonnenstadt Lienz aus entlang rauschender Gletscherflüsse die Neben – und Hochtäler Osttirols erkunden, in authentischen Almdörfern und Hütten regionale Spezialitäten mit Panoramaausblicken genießen – Osttirol ist längst mehr als ein Geheimtipp für Bike-Erlebnisse, die in Erinnerung bleiben

Von Uwe Junker

 Lienz, Österreichs lebhaft-mediterrane Radhauptstadt ist Ausgangspunkt für Sterntouren durch die ursprüngliche Natur- und Kulturlandschaft zwischen Großglockner und Dolomiten. Hier bleibt fernab von Massentourismus Raum für individuelle Erlebnisse. Mit etwas Glück entdeckt man Steinböcke, Gämsen oder Steinadler im Nationalpark Hohe Tauern. Ein dichtes Netz an Ladestationen ermöglicht ausgedehnte Touren. 

In aktuellen Publikationen zur gesellschaftlichen Lage wird oft beklagt, es fehle an Menschen, die bereit sind, ins Risiko zu gehen, etwas eigeninitiativ zu schaffen und selbst Verantwortung Österreichzu übernehmen. Manfred repräsentiert das genaue Gegenteil. Der 40jährige gelernte Metall-Facharbeiter machte sich 2011 mit seiner Firma „Airtime Austria“ selbstständig und ist seitdem das ganze Jahr über gut gebucht. Anders als der Firmenname vermuten lässt, hat er nicht nur Paragliding im Angebot, sondern auch Wander- und Schitouren und eben E-Mountainbiking. “Weißt du, was mich bei meiner Arbeit immer wieder beflügelt? Dass ich meine wunderschöne Heimat zu allen Jahreszeiten genießen und mich immer als Teil ihrer einzigartigen  Natur fühlen kann“, erklärt er mir beim Mittagessen auf der Dolomitenhütte. Eine Hütte wie aus dem OsterreichBilderbuch: Lärchenschindeln, Holzvertäfelung, Jägerstube, Kamin-Bar, großzügige Fensterfront, offener Kamin, zwei Terrassen, traditionelle Küche mit einheimischen Köstlichkeiten Der frisch zubereitete Kaiserschmarrn ist köstlich.  Klar, dass die sieben Zimmer das ganze Jahr über ausgebucht sind. „Bei uns muss man ein Jahr im Voraus reservieren“, erklärt uns Hausherrin Scarlett stolz. Wir haben uns zuvor mit unseren E-Mountain-Bikes 980 Österreich Höhenmeter empor gearbeitet. Die laden sich nun draußen an der Hütten-eigenen Ladestation auf.  In der Nacht hat es geregnet, daher ist der ansonsten spektakuläre Blick auf die Lienzer Dolomiten durch den noch anhaltenden Nebel leicht getrübt.

Unser erstes Ziel am nächsten Tag ist die Moosalm, die wir über Trails des Lienzer Bikeparks erreichen. „Ich liebe diesen Bikepark“, schwärmt Manfred. „Man findet hier kaum Bremswellen. Und die Trails sind so gestaltet, dass sie je nach Linienwahl für alle Niveaus geeignet sind, für Familien mit Kindern genauso wie für ambitionierte Mountainbiker“.  Bei einem Latte Macchiato Österreichund hausgemachtem Kuchen auf der Terrasse verwöhnt uns die Sonne und wir lassen unseren Blick über Wiesen und Wälder bis hin zu den Berggipfeln in der Ferne schweifen. Vom nahen Streichelzoo wehen Rufe glücklicher Kinder zu uns herüber. Unter zahlreichen Trail-Optionen entscheiden wir uns für die Weiterfahrt zur Sternalm. Auf dem Weg dorthin legen wir am künstlich angelegten Speichersee für die Versorgung der Schneekanonen einen Fotostopp ein: Die Sonne zaubert eindrucksvolle Spiegelungen der umliegenden Berge auf die Wasseroberfläche. Auf der Alm sorgt Manfred sogleich für Wiener Kaffeehaus-Atmosphäre Österreichinmitten saftiger Almwiesen und ordert Sachertorte zum späten zweiten Frühstück. Seine Aussage, die sei eine Spezialität des Hauses und stehe qualitativ auf dem Niveau des Originals in Wien, kann ich nach Genuss derselben nur nachdrücklich bestätigen! Up- und Downhill radeln wir weiter zum Tristacher See, Osttirols einzigem Naturbadesee, der in einem kleinen, von Lärchenkiefern umgebenen Tal zu Füßen der Lienzer Dolomiten liegt. Sein kristallklares und an diesem Septembertag noch 23 °C warmes Wasser verführt uns zu einem Österreichentspannenden Bad, bevor es zurück nach Lienz geht, wo wir uns zum Abschluss des Tages  herzhafte Schlupfkrapfen mit Parmesan schmecken lassen – eine regionale Spezialität, die innen aus einer Kartoffel-Zwiebel-Melange besteht, die von Nudelteig umhüllt wird. 

Über uns kreist geraume Zeit ein Steinadler, auf weiten Almen weiden Kühe, weiter oben breitet sich Zirben- und Lärchenwald aus, ab und zu können wir jenseits der Baumgrenze Gämsen erspähen. Und beständig rauscht der blau-grüne Debantbach. Sein Wasser wird aus Karseen und Quellen gespeist und ist daher ebenso klar wie kalt. Wir sind unterwegs im wild-Österreichromantischen Debanttal, dem längsten, in sich geschlossenen Almtal Österreichs. Unser Ziel ist die Lienzer Hütte auf 1974 Meter Höhe, idealer Ausgangspunkt für Bergwanderer, die die Gipfel der Schobergruppe mit dem namensgebenden 3242 Meter hohen Hochschober erreichen wollen.  Wir gehören zu den letzten Gästen, die Chefin Bernie mit ihrem hausgemachten ÖsterreichApfelstrudel verwöhnt.  „Nach 38 Jahren Hüttenbewirtschaftung freuen mein Mann und ich uns auf den Ruhestand. Der Bergtourismus ist so schnelllebig geworden“, beklagt sie sich.“ Heute hetzen die Bergwanderer nach Angaben ihrer Wetter-Apps die Berge hinauf, um Gipfel abzuhaken. Früher haben sie sich bei schlechten Wetterbedingungen bei uns so lange einquartiert bis der weitere Aufstieg wieder möglich war. So hatte man einen viel persönlicheren Kontakt zu den Gästen.“ 

Ja, dieses „Abarbeiten“ touristischer Highlights nach einer Löffelliste ist ein Phänomen unserer Zeit, sind Manfred und ich uns einig, als wir am Nachmittag auf der Roaner Alm  das Gespräch Österreichmit Bertie Revue passieren lassen – bei einem Weizenbier und köstlichen Salzkrapfe, die Wirtin Lydia uns gerade serviert hat.  „Damit wir gar nicht erst Gefahr laufen, auch dieser Manie zu verfallen, bleiben wir jetzt einfach hier mal noch eine Weile sitzen und genießen die wunderbaren Ausblicke“, schlage ich vor. „Gute Idee“, mischt sich ein Mann mit wettergegerbten und von viel Lebenserfahrung gezeichnetem Gesicht vom Nachbartisch ein, der unser Gespräch offenbar verfolgt hat. Er stellt sich bescheiden als Peter vor, der in der Bergrettung aktiv sei und eine Firma zum Anlegen und Warten von Klettersteigen betreibe. ÖsterreichManfred begegnet ihm mit spürbarer Ehrfurcht und klärt mich schließlich auf, dass es sich bei Peter um einen der größten Bergsteiger unserer Zeit handelt: Peter Ortner, in Lienz geboren, hat u. a. die Gipfel der Kompressorroute am Cerro Torre in Patagonien und die Eiger-Nordwand mit seinem inzwischen verstorbenen kongenialen Partner David Lama bestiegen. Was für Abenteuer der zu erzählen hat! Eine berührende Begegnung mit einem Menschen, der sich ein Leben ohne Berge gar nicht vorstellen kann und selbst ein Teil von ihnen geworden ist.Österreich

Am nächsten Morgen heißt es Abschied nehmen von Manfred, dem man sich als Mountainbike-Neuling bedenkenlos anvertrauen kann. Er wird in den nächsten Tagen sein Rad stehen lassen, um mit Paragliding-Kunden über die Gipfel Osttirols zu schweben. Vielleicht wird er ihnen stolz die Drehorte des erfolgreichen Kinofilms „Ein ganzes Leben“ zeigen, der nach der gleichnamigen Romanvorlage von Robert Seethaler ausschließlich in Osttirol gedreht wurde.                                                        

                    

Weitere Informationen:

Tourismusverband Osttirol: Mühlgasse 11, A-9900 Lienz, Tel.: +43-50212212, E-Mail:   Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! ,  Homepage:  https://www.osttirol.com    

Reisezeit: Die beste Reisezeit zum Mountainbiken in Osttirol geht von Anfang Juni bis Mitte Oktober.

Geführte Mountainbike Touren inclusive Leihrad sind z. B. buchbar bei:

Manfred Lobenwein, Airtime Austria, Oberlienz 6, A-9903 Oberlienz, Tel. +43-6767410906,E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!   Homepage:  https://www.airtime-austria.com  

Papin Sport Lienz Bahnhofstraße 1, A-9900 Lienz, Tel.: +39-0474913450, E-Mail:   Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! , Homepage:  https://www.papinsport.com  

 

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