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Israel

Unterwegs im Heiligen Land – Begegnungen in Israel und Palästina

Jaffa und Caesarea 

Israel

 Israel ist ungeheuer vielseitig und eines der faszinierendsten Reiseländer. Auf geschichtsträchtigen Spuren der drei monotheistischen Weltreligionen unterwegs sein, nachhaltige Begegnungen mit Menschen erleben, die ihr Leben inmitten eines spannungsgeladenen politischen Umfelds meistern , entspannt auf den salzigen Gestaden des  Toten Meeres gleiten oder sich tagsüber an den feinsandigen Stränden Tel Avivs sonnen, um Kraft zu tanken für das Night Life dieser niemals schlafenden White City  - die Mischung macht´s!

Von Uwe Junker

 Jaffa – mehr als ein Hoch auf die Orange

Wer Jaffa sagt, muss unweigerlich an Orangen denken. Doch kommen die heute meistens aus Zypern oder der Türkei. Jaffas letzter Orangenbaum wächst aus einem rostigen Eisen-Ei heraus, wird von drei Stahlseilen gehalten und schwebt inmitten der prächtig restaurierten IsraelAltstadt einen halben Meter über dem Boden – ein Werk des israelischen Künstlers Jan Morin von 1993. Wer am malerischen Hafen mit einigen einladenden Cafés seinen Rundgang startet, kann dort erstmal verweilen und bei einem Latte oder Cappuccino in Gedanken das Rad der Geschichte um einige Jahrtausende zurückdrehen: Der Blick aufs Meer bleibt am Andromeda-Felsen haften. Der heißt so, weil er für die Griechen der Ort war, an dem Joppas Tochter Andromeda gefesselt war und von einem Seeungeheuer bedroht wurde, bis Perseus sie Israelbefreite. Wer sich der Altstadt von der anderen Seite nähert, den erinnert die Bronzestatue eines Walfischs an die Geschichte des Propheten Jona aus dem 8. Jahrhundert vor Christus. Der hatte keine Lust, den göttlichen Auftrag, im sündigen Ninive zu predigen, in die Tat umzusetzen und flüchtete sich auf ein Schiff. Die Matrosen warfen ihn ins Meer, weil sie ihn für den Verursacher eines heftigen Sturms hielten. Jona wurde von einem Wal verschlungen und an der Küste Jaffas wieder ausgespuckt (Jona 1 ff.) Auch Petrus soll in Jaffa gewesen sein: Er soll Tabita, die Tochter eines römischen Legionärs drei Tage nach ihrem Tod wieder zum Leben erweckt und sich anschließend im Haus des Gerbers Simon aufgehalten haben (Apg 9, 36-43) Zu Erinnerung an diese Zeit ließen Franziskanermönche im 13. Jahrhundert das Kloster St. IsraelPeter erbauen. Unweit des Klosters wartet mit der Wishing Bridge ein neuzeitlicher Touristenmagnet: Beide Seiten der Brückenbrüstung sind mit bronzenen Sternzeichen verziert. Verweilen an und Berührung des eigenen sollen Wünsche in Erfüllung gehen lassen. Beides soll bisher zumindest noch niemandem geschadet haben. Ein kleiner Anstieg hinauf in den Abrahams-Park wird mit einem wunderbaren Panoramablick über Jaffas Altstadt mit Hafen und die Küsten-Skyline von Tel Aviv mit seinen langen Sandstränden belohnt.Israel

Besuch bei Doris, christlich-arabisch-palästinensische Israelin

In ein helles langes Sommerkleid gehüllt, steigt Doris Hilawa wie eine Diva aus dem Obergeschoss ihres großzügigen Hauses in Jaffa ins Wohnzimmer hinab. Dort wartet mal wieder eine kleine Reisegruppe, der sie erzählen will, wie sie und ihre Familie im heutigen Israel so leben. Ihre Großeltern seien noch vor 1948, dem Jahr der Staatsgründung Israels, in Palästina geboren worden. Ihre Familie stamme ursprünglich aus dem Libanon, sei 1888 nach Jaffa gekommen und habe die erste Kaffeerösterei der Stadt gegründet. Ihr Mann und sie leiten das traditionsreiche Unternehmen mit dem dazugehörigen Café Anton nun. Natürlich stammt der den Besuchern spendierte Kaffee aus eigener Produktion. „Als christliche Araberin und Palästinenserin weiß ich nie so richtig, wo ich hin gehöre. Die Mehrheit muslimischen Araber Israelbegegnet uns mit Skepsis, weil die sich von den Israelis schlechter behandelt fühlen“, erklärt die gleichermaßen stolze wie von ihren Gefühlen zerrissene Frau. „Ich respektiere Israel, singe aber bei offiziellen Feiern die Nationalhymne nicht mit und stelle auch keine israelische Flagge in den Garten, weil das meine muslimischen Nachbarn erzürnen würde, mit denen ich weiter einen freundlichen Umgang pflegen möchte. In einem arabisch kontrollierten Land möchte ich aber auch nicht leben, da ich gerade als Frau die individuelle Freiheit in Israel sehr schätze. Und ich bin stolz darauf, dass wir mittlerweile sowohl einen christlich-arabischen Richter aus Jaffa am obersten Gerichtshof, als auch Angehörige unserer Bevölkerungsgruppe als Abgeordnete im Parlament haben“. Jaffa habe ausgezeichnete Schulen, eine umfassende Bildung ihrer drei Kinder sei ihr sehr wichtig. „Aber es irritiert mich, dass meine Kinder sich in der Schule intensiv mit jüdischer Geschichte befassen müssen, die jüdischen jedoch nicht mit unserer“. Klingt alles in allem nach differenziertem Opportunismus. Den mag man zunächst kritisieren, im weiteren Verlauf einer Israelreise vielleicht aber eher als sinnvollen Modus vivendi in einem Land voller Gegensätze und Spannungen begreifen.

Caesarea – mit Meerblick durch Ruinen streunen 

Herodes war ein nahezu manischer Bauherr. 25-31 vor Christus ließ er zu Ehren des römischen Kaisers Augustus die Hafenstadt Caesarea Maritima erbauen – eingebettet zwischen Dünen Israelund Mittelmeer eine der Top-Sehenswürdigkeiten Israels. Hier begann im Jahr 66 der legendäre jüdische Aufstand gegen die Römer, der zur Zerstörung Jerusalems führte und auf dem Felsplateau von Massada blutig endete. Paulus wurde hier gefangen gehalten von seinem Ankläger Marcus Antonius Felix, Prokurator der römischen Provinz Judäa in den Jahren 52-60. IsraelPontius Pilatus übte dieses Amt von 26-36 aus. Bei Ausgrabungen fand man einen Stein, der seine Anwesenheit vor Ort belegt. Während seiner Amtszeit taufte Petrus hier den Centurio Cornelius (Apg 10). Der unter Herodes angelegte und für römische Zeit ambitionierte Hafen bestand aus zwei Hafenbecken, einer Mole und einem 400 Meter langen Wellenbrecher und liegt heute vollständig unter Meeresniveau. Ansonsten lässt sich alles finden, was man von einem römischen Ruinenfeld so erwartet: Reste einer Tempelanlage (Augustustempel), IsraelPferderennbahn (Hippodrom), ein heute noch für Klassik- und Rockkonzerte genutztes Amphitheater und einige gut erhaltene Mosaiken wie z. B. innerhalb der Mauerreste auf der Landzunge westlich des römischen Theaters, die wohl zum einst prächtigen Palast des Herodes gehörten. Herodes ließ auch das Plateau anlegen, auf dem sich mit dem Forum einst der zentrale Marktplatz befand. Von hier aus lässt sich gut erblicken, dass auch nachfolgende Epochen an diesem strategisch und landschaftlich reizvollen Ort Geschichte schrieben: Von der Kreuzfahrerkathedrale neben den Resten des Augustustempels ragen noch drei halbrunde IsraelApsiden in die Höhe. Von der Kreuzfahrerstadt sind zudem Ost- und Südtor noch gut zu erkennen. Von der Anhöhe mit der Kathedrale blickt man hinunter auf Moschee bosnischer Siedleraus dem 19. Jahrhundert. Wer zur Südostecke wandert, entdeckt eine byzantinische Spitzbogenpassage, wo man auf die Stadtmauern klettern und sich eine weitere Perspektive über das ebenso weitläufige wie geschichtsträchtige Areal verschaffen kann. 

Besuch bei Amana, muslimische Palästinenserin

Amana lebt im arabischen Dorg Kfar Kara, etwa 20 Autominuten von Casarea entfernt. Wie Doris in Jaffa empfängt auch sie Reisegruppen in ihrem Haus, um von ihrem Leben in Israel zu berichten, in dem allerdings ganz andere Aspekte im Vordergrund stehen als bei Doris. Bevor IsraelAmana zu erzählen beginnt, tischen Sie und ihr Mann erstmal ein komplettes arabisches Buffet auf: Humus, mit Reis gefüllte Zucchinis, mit Kohl gefüllte Auberginen, Spinat mit Kartoffeln und Huhn, diverse Salate, später Kaffee und allerhand Süßes. Die Behausung ist einfach, die Bewirtung erfolgt einem Raum den einer langer Tisch mit Plastickdecke und Gartenstühlen füllen und dessen Zugang durch einen Schrank in der Küche erfolgt – offenbar ein Versammlungsort, der nicht allzu viel Aufsehen im Dorf erregen soll. An den Wänden Fotos, die Amana als Teilnehmerin diverser Proteste zeigen: für Frieden und für ein selbstbestimmtes Leben muslimischer Frauen.Israel Sie stamme aus einer armen Familie, habe vier Brüder und drei Schwestern. „Als wir Kinder waren, gab es zu Hause keinen Tisch, an dem gegessen wurde. Wir aßen vom Boden – alles was der Anbau auf unserem eigenen Feld hergab“. Sie habe als erste Frau der Familie studiert: Politologie und Geschichte und den für sie von ihren Eltern vorgesehen Bräutigam verweigert. „Meinen heutigen Ehemann habe ich mir selbst ausgesucht und mit 28 Jahren geheiratet – für mein Lebensumfeld ein unglaublich später Zeitpunkt. Ich bin damit groß geworden, dass eine Frau ihren Mann oder Vater fragen musste, ob sie alleine das Haus verlassen darf“. Was sie für sich selbst erkämpft habe, wollte sie auch anderen Frauen ermöglichen und gründete mit einigen Gleichgesinnten die Gruppe „Awareness for You“. Deren Ziele sind für uns selbstverständlich, müssen aber in einem konservativ-muslimischen Umfeld hart erkämpft werden: 

* Frauen und Männer sind gleichberechtigt.

* Frauen dürfen sich außer Haus alleine frei bewegen und arbeiten.

* Frauen dürfen Auto fahren.

* Männer und Frauen erledigen die anfallende Hausarbeit gemeinsam.

* Frauen sollen zum Studium motiviert werden. 

„Unsere Gruppe hat erreicht, dass 300 Frauen aus Kfar Kara und benachbarten Dörfern den Führerschein machten. Meinem Vater rechne ich hoch an, dass er meine Aktivitäten toleriert hat, obwohl er sich dadurch immer der Gefahr aussetzte, in der Männergemeinschaft des Dorfes sein Gesicht zu verlieren“. Amana ist auch als engagierte Friedensaktivistin im ganzen Land bekannt, wurde sogar mehrfach nach Oslo eingeladen, um bei den Verhandlungen zwischen Israelis und Palästinensern mitzuwirken. Zu einer Reise nach Schweden ist es allerdings nie gekommen. „Hier musste ich meinem Vater entgegen kommen, der mir sehr nachdrücklich klar gemacht hat, dass meine drei Schwestern keinen Mann finden würden, wenn er mich nun auch noch alleine durch die Welt reisen ließe“, bedauert Amana. Ob sie denn für die von den meisten westlichen Politikern befürwortete Zwei-Staaten-Lösung sei, um anhaltenden Frieden in dieser Konflikt-beladenen Region zu schaffen, will eine Besucherin wissen. „Nein, diese Lösung ist in der Realität doch gar nicht mehr möglich, da die israelischen Siedlungen mittlerweile überall palästinensische Gebiete durchschneiden. Ich bin für Two Nations in one Country in friedlicher Ko-Existenz“. 

Zwei erste Tage in Israel schon voller Geschichte und den Lebensentwürfen zweier Frauen inmitten eines politischen Spannungsfeldes, wie sie unterschiedlicher kaum sein könnten! Die Kreuzfahrerstadt Akko und das biblische Kapernaum werden die nächsten Stationen sein. Aber auf dem Weg dorthin wird die Achmadin-Musilim Bushra in Haifa ihre ZuhörerInnen noch mit einer in Europa eher unbekannten und überaus friedfertigen Variante des Islam überraschen... 

 

Reiseinformationen:

Diese dreiteilige Reportage beruht auf der Reise „Israel – Begegnungen mit Israel und Palästina“ des Kölner Reiseveranstalters  „Shalom Israel Reisen, SIR“. Sie bietet eine gelungene Mischung aus Besuch historischer Stätten einerseits und intensiven Begegnungen mit Menschen der unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen Israels und Palästinas andererseits. Detaillierte Informationen: Shalom Israel Reisen, Tel.: +49(0)2203-91250, Email: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! . 

Lufthansa fliegt regelmäßig von Frankfurt nach Tel Aviv, alternativ und in der Regel etwas preiswerter bietet Turkish Airlines eine Flüge ab diversen deutschen Flughäfen via Istanbul an.

Die Monate April / Mai und September / Oktober sind bestens für eine Kombination von Rundreise und Badeaufenthalt geeignet. 

 

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