Kangaroo-Island
Südaustralien
Begegnungen mit der Tierwelt des fünften Kontinent
Bis zum Ende der letzten Eiszeit vor 8000 Jahren war die Insel noch mit dem Festland verbunden. Der Anstieg des Wasserpegels führte zu ihrer Isolation. So konnte sich dort eine einzigartige Tier- und Planzenwelt entwickeln und erhalten. Unvergessliche Begegnungen mit Pinguinen, Robben, Emus, Seelöwen, Koalas und natürlich Känguruhs sind garantiert.
Lange Schatten gleiten über den puderweißen Sand, laut piepend kehren die Zwergpinguine vom Fischfang heim, um sich in ihre angestammten Nistplätze in kleinen Felshöhlen zurückzuziehen – es wird Abend an der Stokes Bay auf Kangaroo Island. Auf dem steinigen Pfad, der uns am Morgen durch eine Höhle zu einem der schönsten Strände der Insel führte, watscheln nun Pinguine in Kolonne. Von den wenigen Touristen, die dem Schauspiel beiwohnen, lassen sich die putzigen Tiere nicht stören
Verkehrte Welt: Die Känguruhs im Flinders Chase Nationalpark sind so zutraulich, dass sie alles Essbare im Nu stiebitzen. Deshalb müssen wir Besucher unser Picknick auf dem Rastplatz nahe der Rangerstation hinter Gittern einnehmen. Da sich die Tiere unbekümmert streicheln lassen, fällt es schwer, unsere Kinder zum Aufbruch zu bewegen. Nach einem kurzen Fußmarsch erreichen wir ein Eukalyptuswäldchen, das dicht mit Koalas bevölkert ist. Nirgendwo leben mehr dieser australischen „Teddies“ in freier Wildbahn als auf Kangaroo Island. Obwohl Koalas durchschnittlich 19 Stunden am Tag schlafen und den größten Teil der übrigen Zeit damit zubringen, Eukalyptusblätter zu fressen, werden wir an diesem Tag Zeuge eines seltenen Schauspiels: Tolpatschig tapst eines der Tiere über den Boden, um sich nach einem neuen Eukalyptusbaum umzuschauen.
Eine Seelöwin döst dicht an ihr Junges geschmiegt in der Sonne, zwei Männchen liefern sich einen erbitterten Rivalenkampf, andere Tiere lassen sich von den Wellen an Land tragen, um erschöpft im weichen Sand liegen zu bleiben. Wir sind vom Flinders Chase Nationalpark im Westen der Insel nach Süden gefahren, um zur berühmten Seelöwen-Kolonie in der Seal Bay zu gelangen. Etwa 550 dieser Meeressäuger leben hier, das entspricht fünf Prozent ihrer weltweiten Gesamtpopulation. Eine junge Rangerin, die unsere kleine Gruppe durch die Kolonie führt, weist immer wieder auf lange Narben hin, die sich über die Flanken vieler Tiere ziehen – Spuren früherer erbitterter Kämpfe mit Haien.
Sandiges Vergnügen bietet Kangaroo Island auch: Faulenzen oder Wandern an einem der zahlreichen einsamen Strände. Wer`s sportlicher mag, kann die riesigen Sanddünen der Little Sahara erklimmen, einer Wüstenlandschaft, die an ihre große Schwester in Afrika erinnert.
Die beruhigende Weite der Landschaft, Tierbeobachtungen aus nächster Distanz und das Gefühl, wirklich im Einklang mit der Natur zu leben, lassen die drittgrößte Insel Australiens gerade auch für Familien mit Kindern zu einem faszinierenden Reiseerlebnis werden. Eines steht fest: Nur zum Baden im knallblauen Meer ist Kangaroo Island viel zu schade!
Uwe Junker