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Flandern

Mit der Straßenbahn durch die Dünen Flanderns

Belgien, Flandern

Die eisernen Räder quietschen auf den Schienen, bis die Straßenbahn schließlich zum Stillstand kommt. Den bunten Waggons entsteigen an den Haltestellen ebensoviele Fahrgäste wie neue wieder zusteigen.

Die flämische Küstentram ist nicht nur das beliebteste Verkehrsmittel der Belgier, sondern wird auch gern von Urlaubern benutzt. Sie verbindet zwischen Knokke und De Panne alle Badeorte, die an der Nordsee wie Perlen an einer Schnur aufgereiht sind, und ist mit 67 Kilometern die längste Straßenbahnlinie der Welt. Die Strecke eröffnet einen guten Überblick über die abwechslungsreiche Landschaft. Sie verläuft durch die Ortschaften, aber zwischendurch auch an den Sandstränden vorbei.

Belgien, Flandern Die Fahrt beginnt im Osten in Knokke-Heist. Das mondänste Seebad an der flämischen Küste hat mehrere Stadtteile mit eigenem Charakter. Heist war ein Fischerdorf, Duinbergen lockte Maler und Dichter des Symbolismus an und in Knokke lebten Polderbauern. Het Zoute, der exklusivste Teil, ist eine Gartenstadt mit stattlichen Villen der Brüsseler und Antwerpener Oberschicht. Zu den Höhepunkten eines Aufenthalts zählt das Kasino im Art-Déco-Stil. Der Brüsseler Surrealist René Magritte steuerte das 72 Meter lange Wandgemälde „Le Domaine Enchanté“ bei. Zu sehen sind unter anderen auch Malereien des Künstlers Paul Delvaux. Die Einkaufsmeilen verfügen über eine Fülle edler Modeboutiquen, die kaum einen Wunsch offen lassen, sowie teure Kunstgalerien und exklusive Restaurants.

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Zeebrügge, der Vorhafen der alten Handelsstadt Brügge im Landesinneren, hat sich zum größten direkt am Meer liegenden Hafen Belgiens entwickelt. Hier laufen täglich Hunderte von Containerschiffen ein und aus, Fährschiffe fahren regelmäßig nach England. Zeebrügge ist zugleich der wichtigste Fischereihafen des Landes. Fischrestaurants und Fischläden lassen die rechte Hafenstimmung aufkommen. Der maritime Themenpark Seafront bietet eine interaktive Ausstellung zum Thema Meer, außerdem die Besichtigung eines 92 Meter langen sowjetischen U-Boots.

Wahrzeichen des traditionsreichen Familienbadeortes Blankenberge ist der 350 Meter weit ins Meer ragende Pier. An seinem Ende gibt es eine Gaststätte mit Fernblick und eine Modelleisenbahnausstellung. Ein Spaß nicht nur für jugendliche Radfahrer und die Zuschauer ist das Velodrom, das die Radler vor lustige Herausforderungen stellt. Die Strandpromenade gleicht im Sommer einem Rummelplatz, und am überfüllten Strand wird gepicknickt. Ein Höhepunkt während der Badesaison ist das Sandskulpturen-Festival. Künstler aus aller Welt bauen an riesigen Skulpturen mit jährlich wechselndem Thema. Blankenberge weist außerdem einige gut erhaltene Jugendstil-Gebäude auf und besitzt auch ein Museum, das sich dieser Epoche widmet.

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Das Aushängeschild der flämischen Küste ist zweifellos De Haan mit seinen zahlreichen schmucken Villen und Hotels im Belle-Époque-Stil. Der restaurierte Bahnhof in authentischer Jugendstil-Architektur verschafft den Ankommenden den passenden Eindruck. Ein breiter, gut gepflegter Strandabschnitt lädt sowohl zum Sonnenbaden als auch zum Flanieren ein. Das milde Klima hat bereits im vergangenen Jahrhundert zum guten Ruf des nostalgischen Seebades beigetragen.

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Bredene tut optisch dem Auge gut. Endlich mal keine Wohnblocks mit Ferienappartements, die die Landschaft verschandeln. Die Gemeinde, bekannt durch ihre Dahlienschau im August und Belgiens einzigen Nacktbadestrand, hat sich in den vergangenen Jahren zu ihrem Vorteil entwickelt. In den Einkaufsstraßen haben sich neue Geschäfte angesiedelt, an der Küste kann man jetzt auch in Strandcafés verweilen. Die Dünen sind der natürliche Schutzwall für das dahinter und unter dem Meeresspiegel liegende Land. Die Strände sind kinderfreundlich und bieten gute Möglichkeiten zum Surfen, Segeln und Fischen. Als Quartier kommen 30 Campingplätze, zahlreiche familienfreundliche Feriendörfer und nette kleine Hotels infrage.

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Die quirlige Hafenstadt Oostende hat viele Gesichter. Und gerade das macht ihre Faszination aus. Am Hafen kann man die Ankunft der aus England kommenden Fährschiffe beobachten und sich währenddessen auf dem Fischmarkt oder an einem der zahllosen Stände am Visserskaai an köstlichen Fischhäppchen stärken. In Bahnhofsnähe zieht der letzte Islandfischkutter Amandine als Museumsschiff die Aufmerksamkeit auf sich. Knapp 200 Meter weiter liegt der Dreimaster Mercator, ein ehemaliges Schulschiff der Handelsmarine, vor Anker, das ebenfalls besichtigt werden kann.

Das Haus, in dem der berühmte Maler James Ensor (1860-1949) fast sein ganzes Leben verbrachte, ist heute ein Museum. Der Strand direkt an der Altstadt ist neu hergerichtet worden und im Sommer Treffpunkt der einheimischen Bevölkerung. In der Domein Raversijde in den Dünen westlich der Stadt stehen noch Teile des Atlantikwalls, Schutzgürtel der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg mit 60 Bunkern, Festungsbauten und unterirdischen Gängen.

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Wer gut zu Fuß ist, kann von Oostende an der Küste durch feinen Sand westwärts nach Middelkerke wandern und sich dabei vom Seewind durchpusten lassen. Hier liegt auch einer der schönsten Streckenabschnitte der Tram: Die Gleise verlaufen unmittelbar am Meer entlang.

Meeresfrüchte in allen Varianten gibt es in Nieuwpoort, wo sich ein Fischgeschäft an das andere reiht. Jeden Morgen versteigern die Fischer auf einer Auktion ihren Fang – frischer geht’s nicht. Heute deutet nichts darauf hin, dass das Seebad in beiden Weltkriegen vollkommen zerstört worden ist. Um den Marktplatz reihen sich das Rathaus und nette Terrassencafés. Im Turm der Liebfrauenkirche befindet sich ein aus 67 Glocken bestehendes Glockenspiel, auf dem im Sommer Konzerte gespielt werden. Nieuwpoort Bad ist ein Tummelplatz der Wassersportler mit einem Jachthafen.

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Wenn in Oostduinkerke, einem Ortsteil des Badeorts Koksijde, die letzten Fischer mit Pferd und Schleppnetz auf Krabbenfang gehen, sind stets viele Zuschauer zugegen. Kulturfreunde finden von der Zisterzienserabtei Ten Duinen nur noch Ruinen vor, dafür im Ortsteil Sint-Idesbald Meisterwerke und ein Museum, die der surrealistische Maler Paul Delvaux gestiftet hat.

In De Panne, dem westlichsten Seebad an Flanderns Küste, endet die Küstentram. An der Strandpromenade gehen die Besucher spazieren, im Sand sonnen sich die Badegäste. Im Städtchen stärkt man sich in Cafés und Restaurants. Seit dem Jahr 1909 finden hier Wettkämpfe der Strandsegler statt. Die Sportler flitzen mit bis zu 120 Stundenkilometern durch den feinen Nordseestrand. Wie man sieht, sind die Belgier nicht nur leiblichen Genüssen zugetan, sondern betätigen sich auch sportlich.

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 Die 67 Kilometer lange Straßenbahnlinie kann man gut in zwei Stunden zum Preis von zwei Euro bewältigen. Sie eignet sich hervorragend für Ausflüge. Man steigt aus, wo es einem gefällt, und fährt anschließend weiter oder wieder zum Ausgangsort zurück. Es gibt kaum eine bessere Möglichkeit, die belgische Küste zu erkunden, und man kommt dabei leicht mit Einheimischen in Kontakt. Außerdem lassen sich auf einer Tour mit der Tram Natur und Kultur miteinander verbinden. Im Übrigen verbringen viele Belgier seit Generationen ihren Urlaub an der eigenen Nordseeküste – auf Campingplätzen sowie in Appartements und Ferienhäusern.

Norbert Krauss

 

Infos:

Informationen: 



Tourismus Flandern-Brüssel, Cäcilienstraße 46, 50667 Köln, Tel. 02 21/270 97 70, www.flandern.com



Anreise: 



Mit dem Flugzeug von diversen deutschen Flughäfen nach Brüssel; von dort Weiterreise mit der Bahn.

Mit dem Zug von Deutschland über Brüssel nach Oostende.

Mit dem Auto auf Autobahnen meist über Brüssel an die Küste.

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Fahren mit der Küstentram:

Tickets im Vorverkauf: 1,30 Euro für 1 oder 2 Zonen, 2 Euro für 3 Zonen. Tagespässe im Vorverkauf: 5 Euro für 1 Tag, 10 Euro für 3 Tage und 15 Euro für 5 Tage. www.delijn.be

Unterkunft: 



Hotel Louisa in Oostende, www.hotellouisa.be

Noordzeepark Zeewind in Bredene (Ferienhäuser), www.zeeparken.be

Camping Kerlinga in Bredene, www.kerlinga.be

Restaurants:



Oesterput in Blankenberge, Tel. 00 32/50 41 10 35.

Café de Paris in Nieuwpoort, Tel. 00 32/58 24 04 80.

Reiseführer:

Polyglott on tour Flandern, Marco Polo Flandern.

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