Menschen, Reisen, Abenteuer Headgrafik

Radreise auf der Burgenstraße

Burgenstraße:

Eine abwechslungsreiche 5-Tages-Radtour von Bamberg nach Bayreuth 

Burgenstraße

 

Wer von Welterbe zu Welterbe radelt, erlebt alle Zutaten, die das Land so attraktiv machen, mit Wäldern, Wiesen, idyllischen Flusstälern, hübschen Städtchen, 16 Burgen und Schlösser sowie kulinarischem Genuss

 

Von Gerd Krauskopf

 

Bevor es auf eine 200 Kilometer lange, fünftägige Radtour auf der Burgenstraße von Bamberg nach Bayreuth geht, blicke ich in Bambergs Altstadt ein wenig wehmütig zurück. Dabei fällt mein Blick ein letztes Mal auf das historische „Alte Rathaus“ — eine Perle des Barock und Rokoko inmitten des historischen Stadtbildes — auf einer künstlichen Insel in der Regnitz. Dann steige ich aufs Rad und fahre im Schritttempo durch die mit Menschen gesäumte historische BambergAltstadt mit dem gemütlichen Flair der vielen Cafés, Restaurants und Kneipen, die seit 1993 im Weltkulturerbe der UNESCO aufgenommen worden ist. Vorbei geht es an „Klein Venedig“ mit seinen ehemaligen Fischerhäusern, wo gestern noch venezianische Gondeln auf der Regnitz mit ihren Gästen ein romantisches Bild abgaben.

 

1.Tag von Bamberg über Ebern 25 km nach Seßlach 31 km 

Dann breche ich von Bamberg gen Norden auf. Und da die gewählte Route — ein Teilstück der 770 Kilometer langen Burgenstraße — ein Mittelgebirge mit kleinen und mittleren Steigungen ist, habe ich mich für ein E-Bike entschieden, das ich mir in Bamberg ausgeliehen habe. Dabei geht es ganz unspektakulär los. Eine Karte brauche ich nicht, denn die Beschilderung des Radweges „Burgenstaße“ ist gut. Jetzt, da ich den ebenen Weg nach Ebern unter meine Räder nehme, bin ich hinter Bamberg von der Stille in der Natur begeistert. Im Nu ist die Alltagshektik Ebernvergessen. Also einfach treiben lassen und den Rad-Wegweisern der Burgenstraße und den örtlichen Radbeschilderungen folgen. Glanzpunkte setzen kleine Höfe inmitten von freien Feldern, umgeben von schattenspendenden Wäldern. In Ebern passiert es dann genau unter dem riesigen Grauturm. Es gibt einen Knacks und die Kette ist gerissen. Zum Glück besitzt das hübsche kleine Städtchen zwei Radgeschäfte. Im „bike-store“ bekomme ich sofort unkomplizierte Hilfe.

 

Danach geht es genussvoll weiter – eine kleine Verschnaufpause ist im Hof von Schloss Eyrichshof zwar noch nicht verdient, aber ein Stopp muss sein. Schließlich hat das malerische Schloss, das sich inmitten einer Grünanlage wunderbar in Pose gesetzt hat, mehrmals als Schloss EyrichshofFilmkulisse gedient. Richtung Seßlach sind dann immer wieder kleine und große Steigungen zu bewältigen. Mit dem E-Bike jedoch kein Problem. Die beeindruckende Burgruine Altenstein im Ortsteil von Maroldsweisach stellt schon eine ganz schöne Herausforderung für die strampelnden Beine aus dem Weisach-Baunach-Grund dar. Jedoch entschädigt die wunderbare Aussicht und die Burgruine hat schon viele Maler und Fotografen begeistert. Auf dem Radweg der Burgenstraße fahre ich gute 4 Kilometer zurück, um an der Weggabelung Lichtenstein/Herbelsdorf hoch zur Burg Lichtenstein über den örtlichen Radweg zu gelangen. Auch hier hat die Beinmuskulatur noch einiges zu bewältigen, da es später kurvenreich und Burgruine Lichtenstein in Pfarrweisachlanganhaltend hoch zur Burg Lichtenstein geht. Direkt neben der erhaltenen und noch bewohnten Südburg, die sich im Besitz der Freiherren von Rotenhan befindet, ist dann erst einmal eine Stunde Pause angesagt. Und die ist auch verdient. Später nehme ich meine beiden Satteltaschen zur Hand — da sie nicht gesichert sind — und schlendere durch die Ruine und sehe mir das Felsenlabyrinth mit verschiedenen Grotten und Höhlen unterhalb der Anlage kurz an.

 

Mächtig abwärts geht es durch schattenspendenden Wald hinunter nach Bischwind, wobei ich den angenehmen Fahrtwind genieße. In Seßlach im oberfränkischen Landkreis Coburg empfängt mich eine mächtige, komplett gut erhaltene Stadtmauer. Vor dem Rothenburger Tor lasse ich auf der uralten Bogenbrücke mit den Skulpturen über der Rodach von einer freundlichen Frau ein Foto von mir machen – wie so oft, da ich ja alleine unterwegs bin – und fahre dann in den historischen Stadtkern hinein. Dabei holpern die Räder über das jahrhundertealte Kopfsteinpflaster. Eine Kuriosität bietet das mittelalterliche Städtchen mit dem Seßlachbesonderen Flair: Sie ist die einzige Stadt in Deutschland, die sich einen eigenen Braumeister leisten kann. So hat Michael Lengenfelder vor über einem Jahr den langjährigen Braumeister Reiner Krippner abgelöst. Einmal im Monat, immer an einem Samstag, wenn der Sud fertig ist und abgeholt werden kann, warten Seßlacher und Liebhaber dieses Bieres mit Fässern, Kannen oder Eimern in der Pfarrgasse, um diese füllen zu lassen und nach Hause tragen zu können. Flaschen gibt es bis heute nicht.

 

2.Tag von Seßlach über Heldburg 16 km, weiter nach Coburg gute 29 km

Weiter geht’s am nächsten Tag Richtung Heldburg in Thüringen. Dabei ist die Veste Heldburg auf einem gut 400 Meter hohen Vulkankegel schon von Weitem zu sehen. Die mittelalterliche Höhenburg wurde im 16. Jahrhundert als Schloss im Stil der Renaissance umgebaut und ist heute ein exzellentes Beispiel der Burgenromantik. In der hübschen Altstadt von Heldburg mit Veste Heldburgseinem schönen, geschlossenen Fachwerkensemble parke ich mein Rad und bei der freundlichen Apothekerin kann ich meine beiden Packtaschen deponieren. Ohne Gepäck mache ich mich auf den Weg hoch hinauf zur Veste, die nach dem Zweiten Weltkrieg im Grenzgebiet der DDR lag und heute das Deutsche Burgenmuseum beherbergt. Wieder unterwegs erreiche ich am späten Nachmittag — mir weht der Fahrtwind stramm ins Gesicht — die Stadt Coburg.

 

Schon von unterwegs hatte ich die sehr gut erhaltene Veste Coburg gesehen, die auch die „Fränkische Krone“ genannt wird und über der Stadt Coburg im oberfränkischen Grenzgebiet zu Thüringen thront. Gut ein halbes Jahr hat Martin Luther in ihr gelebt und gearbeitet. Jetzt aber Veste Coburgin der Stadt interessieren mich die Sehenswürdigkeiten, die alle dicht beieinander im Kern der Altstadt zu finden sind. Dominierend dabei ist der Marktplatz mit seinem wunderschönen Häuserensemble wie dem alten Rathaus, der Hofapotheke und dem Stadthaus. Und die Mitte Coburgdes Platzes schmückt das Denkmal des Prinzen Albert (1819-1861), der als Prinzgemahl von Queen Victoria von England zu den einflussreichsten Männern seiner Zeit aufstieg. Und in seiner Nachbarschaft auf dem Schlossplatz findet ab dem nächsten Tag das Internationale Samba-Festival, das jährlich stattfindende größte Festival außerhalb Brasiliens, statt. Und so Coburghabe ich — da ich am nächsten Tag weiter radele zu den gebuchten Hotels — nun das Vergnügen, einige tolle Trommlergruppen wie die Coburger "Paixão", die bereits auf ein fünfzehnjähriges Bestehen zurückblicken, zu genießen. Jedenfalls bin ich im nächsten Jahr dabei, und da freue ich mich heute schon auf prickelnde Lebenslust.

 

3.Tag von Coburg nach Kronach 38 km

Und weiter geht’s mit voller Leistung für Beine und Elektroantrieb den steilen Berg hoch zur Veste Coburg. Dafür hat das Wetter ein Einsehen und es ist frisch und bewölkt. In der Veste ist Veste Coburgerst einmal eine Pause im Innenhof der Verteidigungsanlage angesagt und die mitgenommene Wasserflasche muss herhalten. Das mächtige Bauwerk ist mit großem Handwerksgeschick geplant und ausgeführt worden, sie wurde nie erobert. Wieder im Sattel verläuft jetzt der Radweg mit wunderschöner Aussicht lange Zeit eben bis leicht bergab. Kurz vor Ebersdorf bei Coburg ist der Radweg von der viel befahrenen Hauptstraße getrennt. Er führt manchmal durch Coburg und Kronachkleine, wenig befahrene Orte ohne Radweg und mancher Hügel ist zu bewältigen wie in Neuses am Brand. Ich freue mich über meine winddichte Radjacke, denn der Fahrtwind ist doch ganz ungewohnt kühl.

 

Dann, ich traue meinen Augen nicht, thront hoch oben über Kronach die Festung Rosenberg. Bestimmt habe ich während der Fahrt zu oft nach ihr geschaut. Dadurch habe ich die Radbeschilderung verloren. Dafür nehmen mich zwei junge Mädchen, die den gleichen Weg haben wie ich, in ihre Mitte und im Nu erreiche ich den Einstieg zur Oberstadt, die von einer Kronachmächtigen Stadtmauer umschlossen ist. Mit elektrischer Unterstützung trete ich mächtig in die Pedale und die Räder holpern über das jahrhundertealte Kopfsteinpflaster — unwissend entgegen der Einbahnstraße — hoch zu meinem gebuchten Hotel. Nach längerer Pause mache ich mich zu Fuß auf durch die gut erhaltene Altstadt, die von Sandstein- und Fachwerkhäusern geprägt ist. Am oberen Ende des Bergsporns thront die gewaltige Festung Rosenberg. Auf dem Weg dorthin passiere ich die „Lucas Cranach Straße“, die dem weltberühmten Maler Lucas Cranach d.Ä. gewidmet ist. In diesem Jahr feiert seine Geburtsstadt seinen 550. Geburtstag mit Kranacheiner ganzjährigen Ausstellung in der Festung Rosenberg unter dem Titel: „Cranach & Kronach. 550 gemeinsame Jahre?“. Vergeblich suche ich sein Geburtshaus. Man munkelt und amüsiert sich darüber, dass sein Geburtshaus mit mehreren hübschen alten Häusern einfach abgerissen worden ist und an dieser exponierten Stelle ein Rathaus gebaut worden ist, das wie die Faust aufs Auge dort hinpasst. Ein Schandfleck innerhalb dieser malerischen Altstadt. Vielleicht damit zu erklären, dass sein Schaffen in seiner Vaterstadt lange unbekannt geblieben ist.

 

4.Tag von Kronach nach Kulmbach 25 km

Auf ein Neues, heute von Kronach nach Kulmbach. Hier folge ich jedoch nicht dem ausgeschilderten Radweg der Burgenstraße in Wötzelsdorf, sondern nehme den kürzeren Weg über Gössersdorf und Lösau, da die dichten Wolken Regen ankündigen. Nach vielen KulmbachSteigungen und entsprechenden Abfahrten – wie so oft durch wunderschöne Flusstäler – erreiche ich jedoch ohne Regen die alte Markgrafenstadt Kulmbach mit ihrer von Weitem sichtbaren Burganlage. Die Stadt am Zusammenfluss des Roten und Weißen Mains — und Geburtsort von Thomas Gottschalk — ist bekannt für Biere von Weltruf. Nachdem ich mein gebuchtes Hotel gefunden habe, genieße ich am Abend dann auch das leckere Kulmbacher SchäufelePils und lasse mir ein Schäufele schmecken. Dabei gehört die deftige Schweineschulter mit knuspriger Kruste in Franken zu den beliebtesten Gerichten, die hier mit Sauerkraut und Klößen serviert wird.

 

5. Tag von Kulmbach nach Bayreuth knapp 40 km

Die letzten Eindrücke der Radreise auf der Burgenstraße stehen mit Bayreuth an. Eine wunderschöne Landschaft bestimmt diesen Tag entlang des Roten Main mit saftigen Weiden in kräftigem Grün und Kornfelder, die vor Wälder enden. Ich schiebe mein Rad durch verwinkelte Gassen mit Sandstein- und Fachwerkhäusern im fränkischen Straßendorf Langenstadt. Entdecke dort mächtig hohe Taubenhäuser und bleibe fasziniert stehen vor gut gepflegten Bauerngärten. Ich lasse mich weiter treiben. Vor Altdrossenfeld ist für Radfans wie mich das Steinerne Fahrrad ein Hingucker. Gerne hätte ich ein Foto von mir gehabt, wie ich auf diesem Bayreuthkunstvoll aus Stein errichtetem Rad sitze. Aber niemand ist weit und breit zu sehen, der es von mir machen könnte. Also klettere ich wieder auf meinen Sattel. In Altenplos ist es mit der Ruhe vorbei. Da führt der Radweg an einer viel befahrenen Straße bis nach Bayreuth in Sicht- und Geräuschweite entlang. Unterwegs schweifen die Gedanken zurück zu den hübschen kleinen Städtchen und Dörfern und den vielen Burgen, die allesamt verbunden sind durch ein dichtes Radnetz, das hier in Bayreuth seinen Schlusspunkt findet. Werden doch jährlich die Richard-Wagner-Festspiele medial gut vermarktet, wobei das Markgräfliche Opernhaus, das seit 2012 zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört, leider im medialen Schatten sein Dasein fristet. Für mich findet die Radtour ihren standesgemäßen Abschluss abseits des Stadtlebens in der historischen Parkanlage Eremitage.Eremitage in Bayreuth, Neues Schloss

 

Weitere Informationen:

 

Radfahrer haben es im Frankenland auf der Burgenstraße von Bamberg bis nach Bayreuth, bis auf einen kurzen Abstecher nach Thüringen (Heldburg) leicht, denn hier gibt es ein gutes Radwegenetz. Das Gelände ist oft recht hügelig und es empfiehlt sich daher, mit einem E-Bike diese 5-Tagestour durchzuführen. Die Tagesstrecken sind daher wegen der Steigungen nicht allzu lang vorgesehen.

 

Alternative zur 1. Strecke Bamberg/Ebern:

1.Tag von Bamberg über Ebern nach Seßlach. Von Bamberg nach Ebern sind es 25 km. Die Strecke nach Seßlach ist normalerweise 22 km lang, ich habe den Umweg über Burg Lichtenstein gewählt und daher 31 km gefahren.

Da es vor Seßlach langanhaltend bergauf geht, kann man auch alternativ mit dem Zug die erste Strecke von Bamberg nach Ebern fahren. Direktverbindung 31 Minuten (Bahnhof Bamberg hat einen Aufzug für Räder).

 

Meine vorgebuchten Hotels:

 Bamberg Welcome Hotel Residenzschloss, Untere Sandstraße 32, 96049 Bamberg, Tel. 0951/60910

Seßlach Bett+Bike Betrieb Pörtnerhof Seßlach, Luipoldstraße 15, 96145 Seßlach, Tel. 09569/1886900Hotel Coburg Stadt Coburg, Lossaustraße 12, 96450 Coburg, Tel. 09561/8740S

Kronach Stadthotel Pfarrhof, Amtsgerichtsstraße 12, 96317 Kronach, Tel. 09261/504590KulmbachBett+Bike Kulmbach Bett+Bike Hotel Kronprinz, Fischergasse 4+6, 95326 Kulmbach, Tel. 09221/92180

 Bayreuth Hotel Residenzschloss BayreuthErlanger Str. 37, 95444 Bayreuth, Tel. 0921/75850

 

Radwanderführer:

Empfehlenswert ist der Radwanderführer „radeln von Burg zu Burg“, der bei der Burgenstraße e.V., Allee 12, 74072 Heilbronn, Tel. 07131/9735010, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! ,

zu einem Preis von € 14,50 sowie im Online-Shop der Burgenstraße zu erwerben ist. https://burgenstrasse.app/onlineShop

 

 

 

 

Cookie-Einstellungen l Powered by: AOS - Admin in Eislingen - Homepages vom Fachmann
Menschen, Reisen, Abenteuer