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Rhone und Saône

Ein Weg ins Licht des Südens -   

auf  Rhone und Saône zu den Kulturhighlights Südfrankreichs

Rhone 

Ein mediterraner Bilderbuchmorgen:

Weiches Licht hüllt das noch stille Fischerstädtchen Martigues in beruhigende Pastelltöne. Die ersten Einheimischen nehmen in den Cafés ihre Plätze ein für ein frisches Croissant, einen Café-au-lait und beginnen in der Morgensonne mit der Lektüre einer Tageszeitung. Der Ort erinnert mit seinen ans Wasser gebauten Häusern ein wenig an Venedig.Martigues

Welch ein Kontrast zum Trubel im mittelalterlichen Aix-en-Provence am Tag zuvor! Ein Jahrmarkt hatte den mittelalterlichen Ort in ein lärmendes Tollhaus verwandelt, vom Charme der ansonsten lauschigen Plätze inmitten der gut erhaltenen Stadtmauer war wenig zu spüren.

Umso erholsamer dann die Fahrt durch die ruhig-melancholische Landschaft der Camargue: Schilfbestandene Sümpfe, in der Sonne glitzernde Reisfelder, dazwischen immer wieder Flamingos, Stiere und halbwilde weiße Pferde, Camargue die im fruchtbaren Schwemmland der Camargue mit den Menschen in zeitloser Gemeinschaft leben. Inmitten dieser ruhigen Weite wirkt die trutzige Kirche Notre- Dame in Les –Saintes-Maries-de-la Mer unwirklich, ja fast drohend. Doch von ihrem Dach bietet sich ein Ausblick weit über das Rhone-Delta aus Mittelmeer hinaus. Der Legende nach sollen Maria Salome, Maria Magdalena und Sara, ihre schwarze Dienerin, hier gelandet sein, um das Christentum in der Provence zu verbreiten.

Inmitten des Rhone-Deltas dann Arles, ehemals römische Provinzhauptstadt, später im Mittelalter religiöses Zentrum. Monumentaler Blickfang ist das römische Amphitheater, das zur Zeit der Gladiatoren über 20 000 Zuschauern Platz bot. Arles ist zugleich Ausgangspunkt für Ausflüge in die Provence, eine der schönsten Landschaften Südfrankreichs, einzigartig in ihren Farben und eben diesem ganz besonderen Licht des Südens. Auch Vincent van Gogh zog die Farbenpracht dieser Landschaft in ihren Bann, fand er doch drei seiner Lieblingsmotive hier im Überfluss: leuchtenden Himmel, Sonnenblumen, sanft geschwungene Landschaft. Mittendrin die mutig auf einem kahlen Felsrücken thronende mittelalterliche Zitadelle Les Baux mit Burgruine, gepflasterten Gassen und malerischen Winkeln.

Avignon verströmt mit seinen edlen Geschäften, einladenden Cafés und Straßenmusikanten heiteres Großstadtflair. Der festungsartige Papstpalast, Avignon Wahrzeichen der Stadt, vermittelt auch heute noch einen Eindruck von der Macht jener abtrünnigen Päpste, die hier im 14. Jahrhundert residierten, bis Gregor der XI. 1377 auf Drängen der heiligen Katharina von Siena nach Rom zurückkehrte. Der Torso der berühmten Brücke Pont St. Benezet wirkt wie eine Bühne  vor der großartigen Kulisse des Papstpalastes. Der Sage nach soll der Hirte Benezet sie im Auftrag der Engel über die Rhone geschlagen haben.  

LyonDann Lyon, idyllisch auf einer Halbinsel am Zusammenfluss von Rhone und Saône gelegen, Frankreichs gastronomische Hauptstadt und Heimat von Meisterkoch Paul Bocuse. Im Altstadtviertel St. Jean zeugen gotische Stadtpaläste Renaissancehäuser italienischer Prägung vom Wohlstand einer verkehrsgünstig gelegenen Handelsmetropole, der im 18. Jahrhundert vorwiegend auf dem weltweiten Transport von Seidenwaren beruhte. Eine Fahrt mit der der Zahnradbahn auf den Hügel Fourvière lohnt wegen des imposanten Rundblicks über die Stadt und ihre Außenviertel, die sich weit bis in die Ebene der Dauphine hinziehen. Wuchtiger Blickfang im Zentrum gegenüber dem Rathaus ist die Oper, deren ursprünglicher Fassade in den 1990er Jahren eine riesige Glaskuppel aufgesetzt wurde.

Zugbrücke Tournon-sur-Rhône Tain-l’HermitageNach so viel geschichtsträchtiger Kultur tun wunderbare Landschaftsbilder wie die unendlichen Weinberge Burgunds oder die wildromantischen Schluchten der Ardèche einfach gut. Vallon-Pont-d’ArcHier würde man gerne noch verweilen, um zu  wandern oder sich mit einem Kanu durch Stromschnellen zu arbeiten. Aber das Kreuzfahrtprogramm ist dicht gedrängt, verzeichnet mit dem Hotel-Dieu in Beaune das letzte kulturelle Highlight dieser Woche. 520 Jahre lang beherbergte es Kranke und Arme. Die der Stadt zugewandte Fassade wirkt eher nüchtern. Im Innenhof Hôtel-Dieu (Beaune)und allen Räumen offenbart sich jedoch nahezu fürstliche Pracht: Küche und Apotheke sind reich ausgestattet, besonders beeindruckend der Krankensaal,Polyptychon der noch bis 1959 genutzt wurde. Und am Ende des Rundgangs im heutigen Museum wartet  das Jüngste Gericht – in Gestalt des Weltgerichtsaltars des flämischen Malers Roger von Weyden. Das großartige Polyptychon aus dem 15.Jahrhundert vereint sorgfältigste Malerei mit erhaben wirkender Symmetrie eines  vielfigurigen Bildaufbaus. Einst hing das Bild über dem Altar in der Kapelle, wurde den Kranken aber nur sonntags und an Festtagen gezeigt. Sie hatten dann das Endes ihres Lebens vor Augen, sahen die Verzweiflung und die Qual der armen Seelen, die Strenge des Gerichts – aber eben auch die Erlösung. 

Ein Crêpe und ein letzter Café- au-lait in einem Straßencafé in Saint-Vincent, dem Altstadtviertel von Chalon-sur Saône, draußen leichter Nieselregen als Bote des nahen Herbstes. Wird die Erinnerung an das Licht des Südens und die von ihm Rathaus Chalon-sur-Saône verzauberten Kulturlandschaften die kommenden grauen Tage leichter machen?       

Uwe Junker 

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