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Schenna

Schenna: Die Sonnenterrasse über dem Meraner Land

 

Schenna 

Im mediterran-sonnigen Schenna lassen sich Aktivurlaub mit Wandern, Weingutbegehung, Alpinem Handwerk und kulinarische Köstlichkeiten perfekt kombinieren.

 

Von Gerd Krauskopf

 

Während wir im warmen Sky-Solebecken auf unserem Hoteldach schwimmen, hat die frühe Frühlings-Morgensonne bereits die hohen Berge des Vinschgaus fest im Griff. Das weit entfernte ewige Eis eines dieser Bergriesen glänzt bereits in der Sonne. Dabei hat sich unsere kleine, fünfköpfige Reisegruppe genau für dieses Morgenspektakel verabredet. Jetzt warten alle im angenehmen Wasser darauf, dass die Sonne den mächtigen Ifinger in unserem Rücken Schennabezwingt. Sie lässt jedenfalls nicht lange auf sich warten. Und so erstrahlt im Val Venosta, wie der Vinschgau im Italienischen genannt wird, ein kleiner Ort nach dem anderen – die sich wie Perlen an einer Kette reihen – im weichen, goldenen Licht. Wie die Sonne dann auch das Meraner Land genau unter uns erreicht hat, machen wir uns auf den Weg zum Frühstücksbuffet. 

 

Gut gestärkt begrüßt uns später Sieglinde Dosser auf ihrem Boarbichlhof mit einem freundlichen Griaß enkHier betreibt sie mit ihrem Mann Heinrich auf 1200 Metern Höhe eine Hofkäserei. Nachdem ihr Mann vormittags die zehn Kühe auf der Weide versorgt, geht er Schennadanach seinem Job als Banker in Schenna nach. Am frühen Nachmittag führen die beiden Söhne nach der Schule die Arbeit auf dem Hof weiter. Dabei ist das Passionsprojekt der Familie der Bergbauernhof mit Hofkäserei, Ferienwohnung und der Zucht alter Tierrassen. In ihrer Käserei bieten sie neun verschiedene Käsesorten, Quark und Joghurt an. Wir kosten kurz verschiedene Käsehäppchen und sind begeistert vom hervorragenden Geschmack ihrer handgemachten Milchprodukte. Danach haben wir die Gelegenheit, in dem sterilen Raum die komplizierte und konzentrierte Herstellung des Käses miterleben zu dürfen. 

 

Noch am Nachmittag, während uns die Hirzer Seilbahn auf gute 2000 Höhenmeter hinaufträgt, sind alle von der aufwendigen Arbeit in der Käserei begeistert und so ist dieses Handwerk in unserer Achtung hoch gestiegen. Dann geht es bei unserer einstündigen Höhenwanderung teils Schennaauf schmalen Pfaden und einem Forstweg – dem Europäischen Fernwanderweg – vorbei an mächtigen Bäumen, die in den blauen Himmel wachsen. Auch merken wir, dass die Luft hier oben, trotz des Sonnenscheins, frischer als gedacht ist und die Bewegung hungrig macht. Den Hunger stillen wir auf der Mahdalm mit leckerer Almkulinarik auf einer großen Sonnenterrasse Schennamit grandiosem Ausblick. Gut gestärkt schweben wir später mit der Seilbahn wieder hinunter nach Saltaus. Von dort gehts mit einem Shuttle nach Riffian mit einem kurzen Zwischenstopp zu einer kleinen Gin- und Vodka-Verkostung. Hier haben wir Gelegenheit, in der kleinen Privatbrennerei Wezl zu sehen, wie Gin hergestellt wird. In kleinen und großen Kupferkesseln erhält er mit klarem Berg-Quellwasser, besten heimischen Produkten und geheimen Rezepten Schennavon Helmut „Helli“ Gufler sein Aroma. Die Produkte sind rar, handverlesen und außergewöhnlich. Gin und neueste Vodkakreationen der Schenner Marke Edelschwarz, verkosten wir in allerkleinsten Schlückchen.

 

Die Melange aus italienischem Dolcefarniente, also süßem Nichtstun in den hübschen Cafés und Gasthäusern von Schenna und Südtiroler Tüchtigkeit sowie Kreativität liegen hier nahe beieinander. So schauen wir uns einige Tage später im „AlpinArt“ große und kleine Kunstwerke Schennawie edle Sarner Taschen und Rucksäcke an. Die hat Monika Kienzl, gelernte Goldschmiedin, detailliert und mit dem Blick für das gewisse Etwas mit feinem Strick veredelt.Bei ihr trifft zeitgemäßes Design auf alte Handwerkskunst. So filzt sie zum Beispiel Pantoffeln und schicke Schuhe aus Südtiroler Bergschafwolle und entwirft originelle Papierhüte. SchennaDer Clou ist für uns ein kurzer Filzkurs. So sucht sich jeder ein Stück Naturseife aus, wobei die Ringelblumseife – die angenehm zitronig duftet – den Renner macht. Dann packen wir sie in Schafwollfilz ein und bearbeiten sie mit Wasser so lange, bis sich der Filz fest um die Seife gelegt hat. Später am Handwaschbecken benutzt, soll sie die Haut mit einzigartiger rückfettender Wirkung schonen und für einen angenehmen Peeling Effekt sorgen.

 

An einem weiteren sonnigen Mittag nach einem guten Essen in unserem Hotel Hohenwart sind wir mit dem Weinbauern Karl Pichler an Schennas neuem Themenweg „Bacchus und SchennaPomina“ verabredet, der den örtlichen Wein- und Apfelanbau thematisiert. Auf seinem Innerleiterhof produziert und veredelt er seine feinen Tropfen aus Südtiroler Rebsorten wie Weißburgunder, Vernatsch und Blauburgunder aus den besten Hanglagen selbst. Von seinem Hof aus starten wir zu einer kleinen Weinverkostung inmitten seines Weinberges in Sichtweite des hoch oben gelegenen Kirchhügels. Dort thronen die mächtige romanische SchennaMartinskirche neben dem Mausoleum. Das wurde als Johannes dem Täufer geweihte Kapelle errichtet für die vor über 150 Jahren vom Grazer Dom überführten sterblichen Überreste des Erzherzogs Johann, Bruder des Kaisers Franz-Josephs, und seiner Gattin. Der nämlich fühlte sich zu der alpin-mediterranen Region Meran und ihrer Menschen besonders hingezogen. Die Schenner waren für ihn „ein herrlicher Menschenschlag. Auf das mein Haupt einst in Tiroler SchennaErde ruhen möge“, hatte er sich sehnlichst gewünscht. Und sein Sohn Franz erfüllte ihm diesen Wunsch. Dabei hatte sich der Erzherzog verdient gemacht für die Trockenlegung des Etschtals und damit erst den bis heute intensiven Obstanbau in der Region ermöglicht. Die Grabstätte des großen Tirol-Liebhabers stellt eines der bedeutendsten Beispiele der Neugotik weltweit dar.

 

Wieder einmal schweben wir an einem weiteren Tag in luftige Höhen, diesmal zur Taser Alm. Dort liegt für gewöhnlich ein würziger Duft in der Luft. Denn hier auf 1800 Metern Meereshöhe backt Hausherr Sepp Gamper Roggenbrot aus eigenem Korn. Dabei lässt er eine alte Tradition bereits seit 2014 wieder aufleben. So hat er damals – wie es auf jedem Hof üblich war – einen SchennaBackofen in einem extra dafür errichteten kleinen Nebengebäude untergebracht. Auch der Anbau von Bio-Roggen und -Dinkel wurden im selben Jahr wieder aufgenommen. Erst wurde von Hand eingesät und mit der Sense in den Steillagen – die größtenteils bis zu einem Neigungswinkel von 42 Grad betragen – gearbeitet. Heute erledigt das eine Maschine, die an einem Seil hängt. „Für den Gast“, freut sich Sepp, „bedeutet das erste Qualität und authentischer Genuss aus einer Hand – vom Korn über die Verarbeitung zu Mehl bis hin zum Endprodukt Brot, Grissinis, Nudeln und Kuchen“. 

 

Zurück auf der Sonnenterrasse in Schenna über dem Meraner Land. Dort plantschen die Gäste zum letzten Mal vor ihrer Heimreise am nächsten Tag im warmen Sky-Solebecken ihres Hoteldachs herum. Dabei wandert der Blick aus dem Pool wenige Meter hinunter zum bald 700 SchennaJahre alten Schloss Schenna und der nur einen Steinwurf entfernten Martinskirche. Während das gesamte Meraner Land dort unten bereits im Dunkeln liegt, ist das Ensemble hier oben noch voll im Abendlicht. Es dauert noch einen guten Augenblick, und der rote Sonnenball verabschiedet sich standesgemäß an diesem frühen Abend mit einem weichen, sattgoldenen Licht über dem Vinschgau.

 

Weitere Informationen:

Tourismusverein Schenna, Tel. 0039/0473945669, www.schenna.com

Hotel Tipp: Z.B. Hotel Hohenwart, Tel. 0039/0473944400, www.hohenwart.com

Käserei Boarbichlhof, Tel.0039/0473949702, www.boarbichl.schenna.com

Hirzer Seilbahn Talstation, Tel. 0039/0473645498,  Mahd Alm, www.mahdalm.com

Taser Seilbahn Talstation, Tel. 0039/0473945615

Taser Alm, Tel. 0039/0473945615, www.taseralm.com/de/kulinarik/brotweg/

Privatbrauerei Wezl, Tel. 0039/0473241075, Schenner Marke Edelschwarzwww.edelschwarz.it

AlpinArt, Atelier für Schmuck und Filzkunst, Tel. 0039/3496590028, www.alpinart-schenna.it 

 

 

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